Die Alm
Auf 1.600 Metern liegt am Schwendberg im Zillertal die Almkräuterei – ein Ort der Entspannung und des Wohlbefindens. Nach einem 20-minütigen Spaziergang erwartet Joseph Heim seine Besucher:innen mit offenen Händen. Gemeinsam können sie auf geführten Wandertouren zwischen 1.500 bis 2.500 Metern Wissenswertes über die wilden Bergkräuter erfahren und sie mit allen Sinnen erleben. Ein gelungener Mix aus kulinarischen Besonderheiten, botanischer Vielfältigkeit und medizinischem Fachwissen. In schneefreien Zeiten ist die Alm Wohn- und Arbeitsbereich für den „Almkräuterer“.
Seine Arbeit führt er unter dem Credo: „Die behutsame Verbindung menschlicher Individualität mit den Geschenken der Natur zu fördern. “ Joseph geht es darum, auf die Bedürfnisse seiner Kunden einzugehen und die Ursachen für ihre Beschwerden zu ermitteln, anders als in der Schulmedizin. Die Ausflüge sind für Gruppen bis zu zwölf Personen konzipiert, damit auf jede Person individuell eingegangen werden kann. Auf Anfrage werden die Wanderungen mit einem Dinner komplettiert. Zu besonderen Anlässen wie zur Sommer- bzw. Wintersonnwende sowie zu den Herbst- und Frühlingstagundnachtgleichen wird auf der Almkräuterei – Reservierung notwendig – bis in die Morgenstunden gefeiert und getanzt. Die einmaligen Veranstaltungen werden von einem umfassenden Programm umrahmt und dienen der Reinigung von Körper und Seele sowie der Befreiung von alten Lastern.
Kräuter sammeln
Von Juni bis Oktober kann die Alm jeden Dienstag zwischen 14:00 und 18:00 Uhr zur Kräuterwanderung und donnerstags während der Ordinationszeiten von 10:00 bis 11:30 Uhr ohne Voranmeldung besucht werden. Die Kräuterwanderung ist nur eine der vielen Highlights. Mittlerweile hat Joseph 350 bis 400 verschiedene Kräuterarten identifiziert. Bergkräuter sind in ihrer Wirkung um ein Vielfaches intensiver als jene aus dem Tal. Dieser Zusammenhang lässt sich von den unbehandelten Böden ableiten, sie sind ein Qualitätsmerkmal. Auch die Blüte- und Erntezeit variiert je nach Kraut. Sobald der Schnee schmilzt, zeigt sich die Huflattich-Pflanze mit ihren gelben Blüten als erste Frühjahrsblume. Die Ernte ist bis zum ersten Schnee im Herbst möglich. Herbstkräuter sind meist intensiver im Geschmack.
Vielfältige Verwendung
Egal ob Tees, Tinkturen, Öle, Gewürze, Edelbrände, Sirupe, Naschereien, Räucherungen oder Umschläge – auf der Alm von Joseph findet man alles, was das Kräuterherz begehrt. Kräuter können bei richtiger Handhabung auch mehrmals verwendet werden. So stellt Joseph aus Fichtenwipfel einen Sirup her, ein hochwirksames Medikament für Lunge, Husten und Magendarm. Gleichzeitig sind die eingelegten Fichtenwipfel ein leckerer und vor allem gesunder Snack für Zwischendurch. Die Meisterwurz, wie der Name bereits verrät, ist eine sehr heilvolle Wurzel und Wunderwaffe bei allerlei Beschwerden. Laut Joseph gibt es keine giftigen Kräuter, es kommt auf die richtige Dosierung an. So eilt der Vogelbeere ihr Titel als Hexenkraut voraus. In Wirklichkeit ist sie eines der wichtigsten Medikamente bei Problemen mit der Milz oder den roten Blutkörperchen – und natürlich als Edelbrand oder Schnaps besonders schmackhaft.
Die Grundlage für intensive Kräuter
Die Heilkraft der Kräuter ist vielschichtig, wandelbar und muss individuell angewandt werden. Während die Blüten optisch ansprechender sind, sammeln sich die meisten Inhaltsstoffe in den Wurzeln. Ob ein Kraut in der Früh auf nüchternen Magen oder am Abend nach einem schweren Essen verzehrt wird, ist ebenfalls ausschlaggebend für die Wirkung. Laut Joseph ist die Qualität der Kräuter von vier Faktoren abhängig:
1. Höhe
Umso höher die Kräuter gesammelt werden, umso intensiver ist der Geschmack, die Inhaltsstoffe und damit einhergehend die Wirkung. Zudem sind die Böden in der Höhe unbearbeitet und der Einfluss von Temperaturunterschieden größer.
2. Richtige Zeitpunkt
Der beste Zeitpunkt für die Ernte ist nach etlichen Sonnenstunden, denn in der Nacht zieht sich die Blüte wieder zurück und hat weniger Kraft.
3. Handling
Die Kräuter dürfen nicht vorbehandelt werden und sollten schattenluftig getrocknet werden. Die Trocknung unter den besten Bedingungen, in Dunkelheit und in einem Raum mit Lüftungsmöglichkeiten, sowie eine entsprechende Lagerung, in Zellophan, Glas oder Holz, ist enorm wichtig. Nur so können mindestens 95 Prozent der Wirkstoffe erhalten und Schimmelbefall vermieden werden. Plastikbehälter und beschichtete Teedosen unbedingt vermeiden! Auch die Verwendung der Kräuter nimmt auf die Wirkung Einfluss: Beim Aufgießen von Tees müssen Kräuter vorab mindestens eine Stunde im kalten Wasser liegen und dürfen anschließend in maximal 80 Grad heißem Wasser wallen. Nur so wird die Zerstörung wichtiger Inhaltsstoffe vermieden.
4. Spirit
Zu guter Letzt braucht es noch den richtigen Spirit: Entscheidend ist, wie man mit dem Geschenk der Natur umgeht und dadurch neue, kreative Ideen schafft. Liebe und Qualität sind dabei ständige Begleiter in der täglichen Arbeit von Joseph.