Arbeiten auf einer Milchkuhalm

Nach der Senn- oder Käsealm ist die zweit angesehenste und verantwortungsvollste Form der Bealpung, jene mit Milchkühen. Vorneweg: Die Kühe sind die wichtigsten „Persönlichkeiten“ auf der Alm. Alles dreht sich um ihr Wohl und Weh. Das unterschätzen viele Neulinge. Wer Kühe nicht besonders mag, vielleicht sogar Angst vor ihnen hat, der hat auf einer Alm nichts verloren. Er wird es dort oben nicht aushalten, wird nicht hier plötzlich seine Liebe entdecken und/oder seine Angst loswerden.

Zu Beginn eine kleine Anekdote aus des Amfuchs‘ Erfahrungsschatzkästche, die die einleitenden Worte eindrücklich bestätigt. Auf der Brunnalm im Spertental bei Kirchberg in Tirol hatte er zwei sehr sympathische Alm-Greenhorns als Nachbarn. Ein Pärchen angehender Veterinärmediziner aus dem Osten Österreichs, die sich auf der Alm schon einmal auf ihre geplante berufliche Zukunft im Großvieh-Bereich einstimmen wollten. Nachbarn waren sie für kaum zwei Wochen nur, leider, in denen sie ihren Traum von Kühen und CO, die sie zukünftig behandeln würden, gegen den von Meerschweinchen und CO tauschen mussten. Kühe machten ihnen einfach Angst, wenn sie sich zum Melken allzu nahe an sie heranwagen mussten. Ganz sicher kein Einzelfall in der langen Geschichte von Quereinsteigern ins Almkuhbusiness…

Muss man bereits Melken können, bevor man auf eine Milchkuhalm geht? Der Almfuchs sagt hier an sich ganz klar: ja! Eine Alm ist kein Ort, wo ich Zeit und Muße habe, ein Greenhorn in diese Kunstfertigkeit einzuweihen. Auch wenn es einzelne Ausnahmen gibt, wo Bauern dieses Risiko eingehen, verlangen fast alle zu Recht Melkvorkenntnisse. Und die werden denn auch in aller Regel penibel geprüft bei Neulingen, indem einige Tage vor dem Almauftrieb dem potentiellen Almkandidaten beim Melken im Heimbetrieb ganz genau auf die Finger geschaut wird. Das muss man verstehen. Schließlich vertrauen Bauern ihr wichtigstes „Kapital“, ihre wertvollsten Mitarbeiterinnen fremden Händen für die lange Almzeit an. 

Melken ist so viel mehr als ein Melkgeschirr anhängen. Auch wenn heut auch auf Almen kaum noch mit der Hand gemolken wird, bleibt Melken eine anstrengende und vor allem eine heikle Angelegenheit bzw. eben eine Sache, wo man vieles falsch und eigentlich nur eines richtig machen kann, nämlich eine Kuh so zu melken, dass sie gesund bleibt und einwandfreie Milch gibt. Ein Stümper kann einer Milchkuh innerhalb kürzester Zeit schweren, nicht wieder zu kurierenden Schaden zufügen. Melken ist und bleibt eine hochsensible Angelegenheit, keine Kuh melkt sich exakt gleich wie eine andere und all das muss ein guter Melker innerhalb kürzester Zeit erkennen und entsprechend umsetzen.

Wo lerne ich melken, wenn ich nicht auf einem Milchkuhbetrieb groß geworden bin? Es gibt natürlich Kurse für Einsteiger und es gibt sicher Bauern, die Lernwilligen zumindest die Grundkenntnisse beibringen. Und dann ist alles weitere Erfahrung sammeln, Achtsamkeit, Sauberkeit etc.

„Vorteil“ Arbeiten auf Milchkuhalmen:

• Der intime Kontakt, das Zusammenleben mit den wichtigsten Almbewohnern per se kann ungeheuer befriedigend sein.

„Nachteil“ Arbeiten auf Milchkuhalmen:

• Der intime Kontakt, das Zusammenleben mit den wichtigsten Almbewohnern per se kann ungeheuer anstrengend sein.