Bienensommerfrische auf der Alm

Wer einmal eine Almrosenblüte in den Bergen erlebt hat, wird diesen wunderbaren Anblick in Rosa, Pink und Rot nicht so schnell vergessen. In Tirol blüht die sagenumwobene Alpenpflanze je nach Schneelage ab Mitte Juni auf einer Seehöhe von 1.500 bis ca. 2.800 Meter. Die rote Pracht liefert den Nektar für kostbaren Almrosenhonig.

Die Almrose aus der Gattung der Rhododendren ist nicht nur schön anzuschauen, sie ist auch eine begehrte Futterquelle für fleißige Bienen. Doch, wie kommen die Bienen auf die Alm? Eine gute Frage, die leicht beantwortet ist: sie werden samt ihrem Bienenstock vom Imker hinaufgebracht. Ein Transport, der es durchaus in sich hat, wie Reinhard Hetzenauer, Obmann der Tiroler Imker, erzählt. Die kostbare Fracht muss nämlich noch vor Tagesanbruch, also bevor die Bienen mit der Dämmerung aktiv werden, von ihrem Standort im Tal auf den Berg gebracht werden. Dabei muss darauf geachtet werden, dass die Bienenkisten dicht sind und dass die Fahrt nicht zu lang und zu holprig ist – denn das würde ungewohnten Stress für die Tiere bedeuten.

Ab Mitte Juni, wenn im Tal abgemäht ist, geht die Arbeit für die emsigen Nutztiere auf dem Berg weiter. Rund die Hälfte der 50 Völker von Reinhard Hetzenauer dürfen mit und finden auf dem Weg zur Kemater Alm im Senderstal auf ca. 1.500 m Seehöhe ihre Sommer-Beherbergung. Für den Imker ist die Alm eine gute Möglichkeit, mehr Honig ernten zu können, als wenn seine Tiere im Tal blieben. Die Almrosenblüte dauert ungefähr bis Ende Juli – das verlängert das Trachtangebot um vier bis sechs Wochen – vorausgesetzt das Wetter ist gut. Dazu kommt, dass der aromatische Almrosenhonig eine kulinarische Besonderheit ist. Besonders wenn der Honig gerührt wird und fein cremig ist, schwärmt der passionierte Imker.

Seine Bienen, alles Kärntner Bienen oder kurz „Carnica“ genannt, dürfen sich bis in den Oktober hinein auf der Alm erholen. Alle zwei Wochen fährt er hinauf und sieht nach dem Rechten. In seiner Wahrnehmung sind die Bienen, die auf der Alm in „Sommerfrische“ waren, robuster und widerstandsfähiger als die anderen, die im Tal geblieben sind. Das zeigt sich darin, dass sie im Herbst auch noch bei acht Grad ausfliegen und aktiv sind. Besonders erwähnenswert ist, dass die Biene zu den wichtigsten heimischen Nutztieren zählt – neben Rind und Schwein. Sie ist für den ökologischen Artenreichtum und die Vielfalt in unserem Nahrungsangebot verantwortlich.