Die Bäume und ihre herbstlichen Spezialeffekte

Rund um die Alm gibt es jetzt besonders schöne Farbspiele zu beobachten: von leuchtendem Gelb, über warmes Orange bis feurigem Rot. Die bunten Blätter und Nadeln der umliegenden Bäume sorgen im Herbst für Staunen. Die Arten in diesem Lebensraum sind einzigartig: von Ahorn bis Zirbe reicht die Vielfalt. Ein kleiner Überblick.

Die ersten kalten Nächte im Herbst entlocken den Bäumen ihre Spezialeffekte. Das satte Grün des Sommers verschwindet allmählich. Vor dem dunklen, grauen Winter zeigen die Blätter und Nadeln ihre einzigartige Leuchtshow in Gelb, Orange, Rot und Braun.

Warum sich die Blätter verfärben

Nicht nur wir Menschen bereiten uns mit dickerer Kleidung auf die kalte Jahreszeit vor. Der Baum zieht sich langsam in sich zurück, um sich vor kalten Temperaturen, weniger Sonnenlicht, Schneelast und langer Trockenheit zu schützen. Die Blätter gibt er deshalb auf, um Stamm und Äste gut über den Winter zu bringen.

Mit den weniger werdenden Sonnenstunden gibt der Baum die Photosynthese in den Blättern auf. Weil es im grünen Chlorophyll noch jede Menge wichtiger Spurenelemente gibt, werden diese im Herbst in den Stamm gezogen. Das Grün verschwindet so allmählich aus den Blättern und die davon verdeckten anderen Farben – gelb, orange, rot – treten hervor.

Je sonniger es am Tag und je kälter in der Nacht ist, desto intensiver wird das Herbstleuchten. Jede Baumart hat außerdem ihr ganz eigenes Farbspiel. Rund um die Almen entscheidet die Höhe darüber, welcher Baum sich wo findet. Ahorn, Buchen, Birken, Erlen, Eichen, und auch Sträucher wie Weißdorn, Felsenbirne oder Hartriegel sind bei ihrer Wandlung besonders schön anzusehen, ebenso Laubmischwälder. Die Fichte hingegen, die in Tirol am häufigsten vorkommt, bleibt immergrün.

Hat der Baum die wichtigen Nährstoffe in den Stamm geleitet, kappt er die Versorgung zu den Blättern und Nadeln, die allmählich absterben, was sie braun werden lässt. Zwischen Blatt und Ast bildet sich währenddessen ein Trenngewebe, um die Wasserversorgung zu schließen. Derart abgekapselt und unterversorgt, aber teils noch leuchtend vor Farbe segeln sie allmählich und mit tatkräftiger Unterstützung vom Wind zu Boden.

Eingebettet in die einzigartigen Landschaften kann man in zahlreichen Almenregionen in Österreich das Farbspiel bewundern: in der Region rund um den Arlberg oder im Bregenzerwald, am Ahornboden im Tiroler Karwendelgebirge, im Almtal im Salzkammergut, rund um die Almhütten im Biosphärenpark Nockberge in Kärnten sowie die Almen im Nationalpark Gesäuse in der Steiermark, in den Kalkalpen in Oberösterreich oder im niederösterreichischen Waldviertel.

Lärchenwald
(c) Tirol Werbung/Braun Jannis
Zirbenwald
(c) Naturpark Kaunergrat/Ernst Partl

Welche gängigsten Bäume es rund um die Almen gibt

Der Bergahorn (acer pseudoplatanus) findet sich fast bis zur Waldgrenze. Er ist zäh und perfekt an das raue Bergklima angepasst. Der Baum mit den charakteristischen fünf-lappigen Blättern kann 35 Meter erreichen und bis zu 600 Jahre alt werden. Die imposanten Baumkronen machen Bergahorne nicht nur leicht erkennbar, sondern auch zu beliebten Schattenspendern auf der Alm.

Die Fichte(picea abies) kommt in den Wäldern sehr häufig vor und macht den größten Anteil der vorkommenden Baumarten aus. Sie ist schnellwachsend, kann bis zu 60 Meter hoch und 600 Jahre alt werden. Auf bis zu 2.200 Höhenmetern kommt sie auch mit feucht kaltem Klima gut zurecht. Weil sie schnell wächst und sich gut anpassen kann, wird sie in der Forstwirtschaft gerne verwendet. Die weite Verbreitung der Fichte macht mitunter Probleme, weil sie andere Arten verdrängt, ihre Nadeln viel Säure an den Boden abgeben, und sie Sturm nicht gut aushält.

Die Lärche (larix decidua) gehört zur Familie der Kieferngewächse und fühlt sich in verschiedenen Höhenlagen bis ins Hochgebirge wohl. Sie ist neben der Zirbe jener Baum, der am Berg am weitesten oben, vorkommt. Im Gegensatz zu ihren Verwandten verliert sie im Winter ihre kurzen, filigranen Nadeln. Lärchen werden bis zu 50 Meter hoch und bis zu 600 Jahre alt. der Stamm kann Durchmesser bis zwei Meter erreichen

Die Latschenkiefer(pinus mugo) ist ebenfalls Mitglied der Familie der Kieferngewächse. Je nach Unterart wächst sie in teilweise bizarren, krummen Formen nahe am Boden (Latsche) oder baumförmig manchmal bis zu 25 Meter in die Höhe (Spirke). Sie fühlt sich in höheren Lagen wohl und ist auch an den paarweise wachsenden, bis zu 7 cm langen Nadeln erkennbar. Wegen ihres Harzreichtums wird aus frischen Nadeln, Zweigspitzen und Ästen das kostbare Latschenkiefernöl gewonnen.

Die Rotbuche(fagus sylvatica) kommt in den Wäldern Mitteleuropas häufig vor und ist aus der Familie der Buchen die einzige heimische Art. Sie kann schnell wachsen, Höhen von 30 bis 50 Metern erreichen und bis zu 200 Jahre alt werden. Bis auf 1.400 Höhenmetern fühlt sie sich wohl, von steilen Hängen hingegen hält sie sich lieber fern. Eine Buche kommt selten allein, daher findet man sie in den Wäldern meist in Gruppen. Typisch für die Rotbuche sind ihre silberfarbene Rinde (Borke) und ihre sattgrünen, gewellten Blätter. 

Die Vogelbeere (sorbus aucuparia) kann alle Böden bewachsen und bis zur Waldgrenze vorkommen. Der eher kleinwüchsige Baum mit den leuchtet roten Beeren ist eigentlich ein ganz großer. Kein anderer Waldbaum sorgt für so viele Vögel und Tiere wie die Vogelbeere.

Die Weißtanne (abies alba) hat ihren Namen von der hellgrauen Rinde. Die Wurzeln der Tanne reichen tief in den Boden und sorgen damit für stabile Bergwälder. Die Weißtanne kommt in Tirol oft gemeinsam mit der Fichte vor, von der sie sich durch ihre weichen Nadeln und aufrecht stehenden Tannenzapfen unterscheidet. Das harzfreie Holz ist gefragt für Fenster, Türen und Fußböden, die Zweige als Dekoration im Blumenfachhandel.

Die Zirbe (pinus cembra) ist das Symbol der Tiroler Bergwelt. Man findet sie typischerweise auf 1.500 bis 2.500 Höhenmetern. Sie gehört zu den Kieferngewächsen, kann bis zu 25 Meter hoch wachsen und 1.000 Jahre alt werden. Weil die Zirbe besonders robust ist und Temperaturen von bis zu – 40 Grad Celsius aushält, bildet die Zirbe mit den Lärchen die oberste Waldgrenze. Charakteristisch sind die immer in Büscheln von fünf wachsenden Nadeln und die teils bizarren Wuchsformen des Baumes. Die ätherischen Öle des Baumes sorgen für einen einzigartigen Duft. Sie sind nachweislich entspannungs- und gesundheitsfördernd, weshalb das Holz sehr gefragt ist.

Fichtenzweig
(c) Tirol Werbung/Fuchs Angela
Vogelbeere
(c) Tirol Werbung/Fuchs Angela