„Königin der Alpen“

Die Zirbe trägt ihren Adelstitel ganz zurecht. Sie sieht nicht nur majestätisch aus – auch ihre besonderen Fähigkeiten machen sie zu einer gar königlichen Baumart.

Auf unseren Almen findet man schon seit jeher viele Güter, die aus ihrem Holz gemacht sind. Dort kannte man schon früher die Wunder, die unsere „Königin der Alpen“ – wie die Zirbe im Volksmund genannt wird – bewirkt. Heute ist die Wirksamkeit der im Holz enthaltenen ätherischen Öle mehrfach wissenschaftlich belegt. Doch was macht den Nadelbaum so einzigartig?

Die Zirbe wächst in höher gelegenen Ebenen und das nur sehr langsam. Erst nach ihrem fünfzigsten Lebensjahr beginnt die Blütezeit des Baumes. Das heißt, sie fängt erst nach einem halben Jahrhundert an, sich fortzupflanzen und blüht dann nur alle fünf bis zehn Jahre. All das, macht die Zucht der Kiefernart praktisch unmöglich, was bedeutet, sie muss bei Bedarf direkt von unseren Almflächen entnommen werden.

Holzknechte berichten über Wehmut, die sie beim Fällen des Baumes verspüren. Denn die Zirbe hat bis zum Zeitpunkt ihrer Ernte, bereits Generationen überdauert und könnte bestimmt so einige Geschichten erzählen. Die Kostbarkeit des besonderen Holzes sollte daher stets geschätzt werden und der Umgang mit dem Rohstoff immer mit Bedacht erfolgen.

Auffindbar ist der königliche Nadelbaum im Alpenraum ab einer Seehöhe von 1500 Metern. Großflächige Vorkommen gibt es in Kärnten rund um die Almen der Nockberge. Weitreichende Zirben Wälder ziehen sich auch durch das Defereggental in Osttirol. In den Zillertaler- und Ötztaler Alpen ist die Kiefernart ebenfalls viel verbreitet. Zu erkennen sind die Bäume an ihren Nadeln, die als gebündelte Büschel an ihren Ästen wachsen. Wenn ihr fünf Nadeln pro Büschel zählt – handelt es sich um eine Zirbe.

Das Aufeinandertreffen mit der „Königin der Alpen“ bei der spätherbstlichen Wanderung zur Alm, sollte wie eine royale Audienz verlaufen – mit Ehrfurcht und Bewunderung. Die Zapfen der Zirbe, die man für die Rezepturen von Salben und Schnäpsen benötigt, sind niemals in größeren Mengen zu entwenden. Nur zwei pro Person am Tag sind gesetzlich gestattet. Wer das nicht einhält, muss mit einer hohen Strafe rechnen – zu Recht!

Doch auch mit wenig lässt sich eine wohltuende Heilsubstanz voller kostbarer ätherischer Öle herstellen. So kann man beispielsweise aus nur zwei frischen Zirben Zapfen alle wertvollen Inhaltsstoffe ziehen und sie in einer Salbe einfangen. Speziell zur jetzigen Jahreszeit kann die Alm Arznei ein willkommenes Hausmittelchen bei Erkrankungen sein.

Zirben Salbe
• 2 frische Zirben Zapfen
• 10 Gramm Bienenwachs (erhältlich bei Imkern oder der Apotheke)
• 100 Milliliter kaltgepresstes Öl (Sonnenblume, Olive, Kokos, etc.)
• Salben Tiegel

Die Zapfen werden in schmale Scheiben geschnitten und in einem kleinen Topf zusammen mit dem Öl langsam erwärmt. Hier wird der Herd nur auf kleiner Stufe eingeschaltet, sodass die Mischung keinesfalls zu heiß wird (nicht über 60 Grad). Die wichtigen ätherischen Öle können bei Hitze verloren gehen. Nach etwa 10 Minuten wird der Topf vom Herd genommen und über Nacht zugedeckt stehen gelassen. Man erwärmt das Ölgemisch am nächsten Tag erneut und wiederholt den ganzen Vorgang auch am dritten Tag. Ist das erledigt, sind die Zapfen fertig ausgezogen und alles kann durch ein feines Sieb gegossen werden. Nun wird das Bienenwachs schonend in dem veredelten Öl aufgelöst. Auch hier gilt: nicht mehr als 60 Grad erhitzen. Wenn sich das Wachs vollständig aufgelöst hat, füllt man alles in einen kleinen Tiegel. Die fertige Zirben Salbe ist bis zu einem Jahr ungekühlt haltbar und wirkt für so manche Beschwerden wahre Wunder!

Anwendung und Wirkung

Die natürliche Alm Arznei hat den holzig-warmen Duft der Zirbe angenommen und – kann auf der warmen Haut aufgetragen – ihre volle Wirkung entfalten. Nicht nur auf den menschlichen Geist haben die ätherischen Öle des seltenen Nadelbaumes eine positive Wirkung – auch unser Körper reagiert erwiesenermaßen darauf. Wer beispielsweise im Schlaf von Zirben Duft umgeben ist, erholt sich deutlich mehr, da die Herzfrequenz gesenkt wird. Wenn man also keine Schlafzimmereinrichtung aus dem edlen Holz besitzt, kann man sich auch behelfen, indem man vor dem Schlafengehen etwas Zirben Salbe auf die Schläfen aufträgt.

Zur kälteren Jahreszeit kann die Zirben Salbe bei Husten oder Erkältung auf den Hals, die Brust oder den Rücken aufgetragen werden. Ihre antibakterielle Wirkung lindert die einhergehenden Beschwerden. Beim Einziehen kann sie durch das Verdampfen der ätherischen Öle den Hustenreiz stillen. Das wirkt auch gut gegen Entzündungen im Bereich von Rachen und Nebenhöhlen.

So wie die Zirbe schon früher auf unseren Almen als kostbare Heilquelle der Natur angesehen wurde – können wir sie heute weiter als solche nutzen. Wichtig ist nur, sie so achtsam zu behandeln, wie es der „Königin der Alpen“ auch gebührt.