Die Alm im Film

…von der Liebe und Sehnsucht, über Flucht, Krieg, Sklaverei und ganz viel Natur. Unsere Almen werden in vielen Filmen und Fernsehsendungen ganz unterschiedlich dargestellt.

Wir sitzen gemütlich auf der Couch, während die dort droben schuften, schwitzen, schreien und schluchzen. Das ist Realität auf unseren Almen. Das ist aber auch Fiktion in vielen Filmen über unsere Almen. Mal strahlend schön, dann bedrohlich oder unheimlich dunkel und manchmal ganz grau verwittert: unsere Almen sind immer wieder Drehorte. Von der verklärten Almidylle über spannende Abenteuer, Rettungseinsätze und Krimis bis hin zu Horrorgeschichten, ganz zu schweigen von Dokumentationen: Viele bekannte TV- und Filmproduktionen haben schon auf unseren Almen gedreht. Die Fülle der Geschichten vermag die Vielseitigkeit, Autonomie, aber auch Abhängigkeit des Almlebens mal widerspiegeln, mal romantisieren und mal in dunkeln Farben malen.

Zum 25-jährigen Bestehen von Cine Tirol Film Commission blicken wir hinter die Filmkulissen und haben ein Interview mit Cine Tirol-Leiter Johannes Köck geführt. „Die Grundidee einer Alm hat schon sehr mit dieser Prägung von einer Heidi-Alm zu tun. Aber es gibt auch Filmprojekte, die eine Alm suchen, die in einem schlechten, nicht so tollen Zustand ist, weil sie als Fluchtort dienen soll“, sagt Köck. Er und sein Team sind auf der Suche nach weiteren Almen, die einmal als Drehorte dienen könnten.

Regisseur Adrian Goiginger im Interview
Fündig geworden sind etliche Filmemacher in Tirol, aber auch in den anderen Bundesländern, die ähnliche Filmförderprojekte initiiert haben. Gerade war der neueste Film vom Salzburger Regisseur Adrian Goiginger „Der Fuchs“ in den heimischen Kinos zu sehen. Der 32-Jährige erzählt im Interview auf unserer Webseite über den Streifen, seinen Urgroßvater und wie hart das Leben für ihn als Knecht und Soldat in den Zwischenkriegsjahren und im Zweiten Weltkrieg gewesen ist. „Egal, welche Region, im österreichischen Alpenraum verschwimmen die Grenzen. Überall findest du dieselben Probleme, dieselben strengen hierarchischen Strukturen, die Härte und Ausweglosigkeit, in der sich viele befunden haben, sei das im Pinzgau, im Zillertal oder in anderen Tälern.“ Gedreht hat Goiginger im Großarltal, deren Bevölkerung vor nicht einmal 100 Jahren in ärmlichen Verhältnissen einen Überlebenskampf führen musste. Heute sind dank des starken Tourismus im Tal Geldsorgen weniger geworden, die urigen, kleinen Almhütten übrigens auch.

Filme von und auf unseren Almen
Für den im Sommer 2022 gelaufenen Kinofilm „Märzengrund“ hat Goiginger nach dem gleichnamigen Theaterstück von Felix Mitterer die wahre Geschichte des 18-jährigen Elias aus dem Zillertal (gespielt von Jakob Mader) nacherzählt. Der Sohn reicher Großbauern zerbricht am Erwartungsdruck und der Hofübernahme. Um sich zu erholen, soll er sich um das Almgebiet „Märzengrund“ kümmern. Dabei flüchtet er immer mehr aus der nur an Profit interessierten Gesellschaft in eine einsame Naturwelt, in der er sich 40 Jahre lang zurückzieht. Für den Film wurde auf der originalen Niederalm im Zillertal gedreht, gibt Johannes Köck von Cine Tirol Film Comission Einblicke in die Film- und Fernsehwelt. Die Hochalm, die Schachtenalm, wurde nachgebaut und im Lüsener Tal oberhalb von Praxmar im Tiroler Sellraintal aufgebaut.

Für „Die Hüttenwirtin“, den 2022 ausgestrahlten ARD/ORF-Film von Regisseur Thomas Jacob, war die Rübezahl-Alm in Ellmau, die ehemalige, 1778 erbaute Kössleralm im Tiroler Unterland, Hauptdrehort. Nach dem Tod des Vaters erbt die in Berlin erfolgreiche Werbemanagerin Sandra Hofer (Christina Plate) dessen Berghütte. Möchte sie den Betrieb zunächst schnellstmöglich verkaufen, will sie ihn trotz Hindernisse und skrupelloser Machenschaften eines Konkurrenten fortführen. Eine Liebesgeschichte darf bei diesem Film auch nicht fehlen.

Wenn Ellmau am Wilden Kaiser erwähnt wird, kann das nicht ohne einen Bezug zum beliebten Bergdoktor Martin Gruber (Hans Sigl) erfolgen, dessen Praxis im Ortsteil Faistenbichl steht. Die Winterfolgen der TV-Produktion sowie der Bergretter-Fernsehserie wurden laut Köck alle in Tiroler Berg- und Almgebieten gedreht.

Bei dem Drama „Luzifer“, in den Kinos 2021, ist es auf der Löschbodenalm am Höllenstein in Tux im Zillertal und in Südtirol im übertragenen und wahren Sinn nicht mit rechten Dingen zugegangen. Schneefall im August erschwerte die Aufnahmen. Noch dazu trug Regisseur Peter Brunner eine Lungenentzündung davon. Die Handlung des Filmes ist ebenfalls nichts für schwache Nerven. Abgeschieden auf einer kleinen Almhütte leben Johannes (Franz Rogowski) und seine strenggläubige, dem Alkohol abgeschworene Mutter Maria (Susanne Jensen). Ein Adler begleitet Johannes. Gebete und strenge Rituale bestimmen deren Alltag. Dieser wird empfindlich gestört, durch den Versuch, das Almgebiet touristisch zu erschließen.

In den 25 Jahren seines Bestehens hat Cine Tirol Film Commission insgesamt über alle Film- und Fernsehsparten hinweg 1900 Projekte ins Land geholt. Weitere auf unseren Almen in Tirol in den letzten Jahren realisierte Filme sind:

  • „Fremder Fein oder Krieg“ von Rick Ostermann (2017, WDR/ARD) mit Drehort im Wipptal,
  • „Autumnblood“, ein Spielfilm von Markus Blunder (2013), gedreht im Ötztal,
  • „Die kommenden Jahre“ von Regisseur Lars Kraume (2010), gedreht auf der Walderalm in Gnadenwald,
  • „Die Hebamme auf Leben und Tod“ von Dagmar Hirtz (2010) hoch über Pfafflar gefilmt,
  • „Die fetten Jahre sind vorbei“ von Hans Weingartner (2004), für den auf der Kotalm über Achenkirch gedreht wurde.
  • Eine süße Verführung fand auf der Kleblealm in den Ötztaler Alpen ihren Drehort: Dort wurde mitsamt der Kapelle für einen Werbefilm vom Schokoladenhersteller Suchard gefilmt.


Zeitzeugnisse und Dokumentationen
Ein besonders eindrückliches Zeugnis damaliger, schwerster Zustände liefert der Film „Schwabenkinder“ von Jo Baier, der 2003 gezeigt und in Osttirol sowie dem Allgäu gefilmt wurde. Das historische Drama handelt vom Schicksal Kinder armer Bergbauern, einem „Sklavenzug“ um 1900. Vom 16. Jahrhundert bis in die 1930er Jahre hat es die sogenannte „Schwabengängerei“ gegeben. Bis zu 5.000 Kinder, meist zwischen 7 und 14 Jahre alt, aus Tirol, Vorarlberg und Graubünden sind zum Arbeiten über die Alpenpässe nach Oberschwaben zum Arbeiten geschickt worden. Unter prekären Verhältnissen waren sie eine oder mehrere Saisonen lang den reichen Großbauern aus dem Allgäu ausgeliefert. Dafür gab es warme Mahlzeiten und einen geringen Lohn. Für die verzweifelten Bergbauernfamilien bedeutete, dass ein hungriges Kind weniger durchbringen zu müssen. Das harte Leben wird schonungslos gezeigt, um die Geschichte der „Schwabenkinder“ nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Zeitzeugnisse des wahren Almlebens wollen auch viele Dokumentationen und Naturfilme liefern. Davon gibt es laut Johannes Köck von Cine Tirol rund um unsere Almen sehr viele (v.a. ORF, Servus, Bayrisches Fernsehen). „Die Fülle ist unglaublich, von reiner Natur über Kulinarik, Musik, Handwerk und Brauchtum.“ Bei dieser Vielfalt kommen Film-, Almliebhaberinnen und Cineasten wohl alle auf ihre Kosten. Da würde sie wieder locken, die gemütliche Couch. So bequem lässt sich das vielschichtige Almleben miterleben. Mehr als ein Blick lohnt sich.

Zum Nachlesen:
Interview mit Cine Tirol-Leiter Johannes Köck
Interview mit Regisseur Adrian Goiginger