Almauftrieb nach vorne verlegen

…Auch wenn auf unseren Almen im Frühjahr noch Schneereste liegen: Ein früher Almauftrieb hat mehrere Vorteile, wie Rudolf Grabner vom Steirischen Almwirtschaftsverein in seinem Beitrag erklärt.

Die Gräser und Kräuter auf unseren Almen beginnen im Schnitt um zwei Wochen früher zu wachsen. Die Ursache liegt in der Klimaveränderung, die auch unsere höher gelegenen Almen betrifft. Es wird wärmer und die Pflanzen beginnen zu wachsen. Der Text stammt von Rudolf Grabner, Geschäftsführer vom Steirischen Almwirtschaftsverein, und wurde im Mai 2023 im Fachmagazin „Der Alm- und Bergbauer“ veröffentlicht.

Auf Klimawandel reagieren
Die Almbäuerinnen und Almbauern können auf die Klimaveränderung mit drei Maßnahmen reagieren – früher auftreiben, die Tierzahlen anpassen und die Weideflächen in Koppeln einteilen und dem Vegetationsstadium entsprechend beweiden.

Früher Auftreiben
Die Pflanzen auf den Almen wachsen besonders schnell, wenn es warm wird. Viele dieser Almpflanzen sind aber nur im Jugendstadium ein gutes Futter – wie das Borstgras (Bürstling). Ein früherer Almauftrieb ist generell zu empfehlen. Der Almauftrieb kann fast überall bis zu zwei Wochen nach vorne verlegt werden. Dies gilt besonders für Niederalmen und die Almen in den mittleren Berglagen. Aber auch die Hochalmen können früher bestoßen werden, wenn die Zufahrtswege das zulassen.

Im Gebirge wirkt sich die Klimaveränderung besonders stark aus, weil es in den Hochlagen noch wärmer wird und die Pflanzen nach der Schneeschmelze sehr schnell wachsen. Eine Anpassung von traditionellen Almauftriebsterminen ist daher sinnvoll.

Tierzahlen anpassen
Durch die höhere Temperatur wachsen im Frühjahr und Frühsommer die Almpflanzen schneller – hier bräuchte es dann mehr Tiere, um das wachsende Gras zu fressen. Wird die Almfläche im Frühsommer nicht beweidet, wächst das Futter „aus“ – es wird alt, der Rohfaseranteil nimmt zu und das Futter verliert an Nährstoffen. Kommt im Hochsommer eine Trockenheit, dann reicht das Futter nicht mehr und die Tiere müssen reduziert werden.

Gelenkte Weideführung
Mit einer gelenkten Weideführung gelingt es, dass die gesamte Almfläche bis Ende Juli zumindest einmal beweidet wird. Ob die Koppeln mit einem Halter/einer Halterin oder mit Zaun abgegrenzt werden, ist zweitrangig.

Vorbereitung auf die Alm
Tiere, die auf die Alm gehen, müssen darauf vorbereitet werden. Sie sollten unbedingt am Heimbetrieb an die ganztägige Weide gewöhnt werden. Die Stallfütterung muss langsam auslaufen und die Tiere sollten langsam an das Grünfutter auf der Weide gewöhnt werden. Das gilt für alle Almtiere, sowohl für die Milchkühe als auch für Mutterkühe, für Zuchtvieh und für Ochsen.

Früher Abtreiben
Im Herbst kann es notwendig sein, dass die Tiere früher von den Almen abgetrieben werden. Das ist vor allem dann empfehlenswert, wenn ein trockenes Jahr keinen Futteraufwuchs im Spätsommer möglich macht. Borstgras und überständige andere Gräser werden nur eingeschränkt gefressen, enthalten wenig Nährstoffe und lassen keine Tageszunahmen mehr zu.

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