Putzeinsatz auf der Alm, um die Weiden freizuhalten

…Schwenden ist eine der wichtigsten Arbeiten, um Weidevieh genügend Futterflächen zu bieten. Außerdem werden damit die einzigartigen Kulturlandschaften und die hohe Biodiversität unserer Almen erhalten.

Pflanzentrieb für Pflanzentrieb, Wurzel um Wurzel und Strauch für Strauch… Es ist eine aufwendige Handarbeit, mühevoll und schweißtreibend. Das sogenannte Schwenden, das Freihalten von Weide- und Almflächen, Almmatten und Bergmähder, ist beschwerlich und doch unverzichtbar. Denn damit werden Futterflächen offengehalten. Aber nicht nur das, die Artenvielfalt in den Almgebieten wird gefördert, weil sich rasch ausbreitende Pflanzen wie Farne, Disteln und Erika eingedämmt werden. Das gibt anderen sensiblen Pflanzen, wie Enzian und Arnika, mehr Raum zu wachsen. Weideflächen auf unseren Almen bleiben somit artenreich, was die Biodiversität fördert. Mit dem abwechslungsreichen Futter steigt wiederum die Qualität von Almmilch, Käse und Fleisch. Ferner bleiben Almflächen frei, die auch touristisch sowie von Freizeitsportlern und Bergsportlerinnen genutzt werden.

Deshalb heißt es im Almsommer ran an Handschuhe, Sensen, Astscheren, Äxte, Motorsägen und Freischneider. Ausreißen, Abschneiden, Mähen, Rechen, Entbuschen und Entwurzeln stehen am Programm. Borstgras, Altgras, Weideunkräuter (Ampfer, Germer, Brennnessel), Disteln, Buschwerk, Sträucher, Latschen und aufkeimende Bäumchen, die vom Weidevieh nicht gefressen werden, werden entfernt. Auch das Zurückdrängen von invasiven Neophyten wie zum Beispiel dem Drüsigen Springkraut ist besonders wichtig. Geschieht dies nicht, könnten sich diese ungehemmt durch Ausläufer oder Samen ausbreiten, sodass Weideflächen zuwachsen und verloren gehen. Die so genannte Verbuschung und letzten Endes Verwaldung wird ohne Bewirtschaftung, Beweidung und Schwenden der Almen immer mehr zum Problem.

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Rücksicht auf Landschaft und Kleinstlebewesen
Schwenden passiert nach Plan und genauer Nachschau. Dabei werden zum Beispiel die Bewahrung der Alm-, Boden- und Wiesenstrukturen, Rückzugsflächen für Lebewesen, und Schutzmaßnahmen gegen Naturgefahren mitbedacht. Denn Gehölze können vor Wind, Niederschlag und zu starker Sonneneinstrahlung schützen. Außerdem können sie den Boden vor Austrocknung, Erosion und Verkarstung bewahren sowie Lawinen, Muren und Wassermassen abwehren. Beim Schwenden werden deshalb örtliche Bestimmungen, Flächenstrukturen und Schutzgebiete berücksichtigt. Außerdem werden etwa Ameisenhaufen geschützt und strukturierende Flächenelemente, zum Beispiel kleinere Baumgruppen als Unterstand, belassen.

Um Verletzungen an Weidetieren auszuschließen, werden Bäume möglichst weit unten abgeschnitten und bei Gelegenheit Wurzelstöcke entfernt. Wenn in einen Baumstamm mit einer Motorsäge ein Kreuz geschnitten wird, kann dieser dadurch um einige Jahre schneller vermodern.

Nach den Schwendarbeiten wird das Pflanzenmaterial zusammengetragen und angehäuft. Um die Schwendhaufen zu entfernen, gibt es – je nach Erreichbarkeit – zwei Möglichkeiten. Einerseits ist es bei leicht zugänglichen Flächen üblich, das Schwendmaterial abzutransportieren. Andererseits dürfen die Pflanzenreste in unwegsamem Gelände unter Auflagen, nach Genehmigung und unter Aufsicht verbrannt werden.

Zur richtigen Zeit schwenden
Schwenden muss regelmäßig, alljährlich durchgeführt werden, ansonsten droht Unkraut und Unholz die Almflächen schnell zu überwuchern. Der richtige Zeitpunkt ist entscheidend, damit das Schwenden lange Wirkung zeigt. Dabei werden die Pflanzen am besten gemäht und entfernt, wenn sie im vollen Saft stehen, um das erneute Austreiben zu verhindern. Lostage gibt es mehrere. Meist wird im Sommer geschwendet, um zum Beispiel auch bodenbrütende Vögel nicht zu stören. Jakobi, der 27. Juli, ist der traditionelle Schwendtag. In den niedergelegenen Almgebiete finden jedoch auch schon früher, Mitte Mai, sogenannte Schwendtage oder Almaufräumaktionen statt.

Freiwillige gesucht
Freiwillige Helfer werden hierfür viele gesucht: Denn die harte Arbeit auf den Weideflächen ist für die Almhalter und Almerinnen, Landwirte und Bäuerinnen, von denen viele den Betrieb im Nebenerwerb erhalten, alleine nicht zu stemmen. Freiwillige können sich bei den örtlichen Almhaltern und Almhalterinnen, Landwirten und Bäuerinnen sowie Alpenvereinsstellen melden. Schwendtage werden alljährlich gebietsweise organsiert. Unter dem Schlagwort „Umweltbaustellen“ werden etwa auch vom Alpenverein bundesweit Tage zum Almaufräumen, -pflegen und -revitalisieren organisiert. Einige Termine finden sich auf der Webseite des Alpenvereins.

Gegen das Zuwachsen von Almflächen hilft übrigens auch das Bestoßen der Almen zu einem früheren Zeitpunkt. So wird verhindert, dass Flächen mit Altgras zuwuchern. Zudem enthalten einige Pflanzen im Frühjahr weniger Gift- und Bitterstoffe, sodass sie vom Weidevieh noch teilweise gefressen werden.

Die Alm ist Arbeit