Segen und Fluch der Latsche

…Wissenswertes rund um die geschützte Latschenkiefer.

Wer eine Wanderung, ob nun in der kalten oder warmen Jahreszeit, zu unseren Almen unternimmt, kommt an ihr einfach nicht vorbei. Schon von Weitem kann man die dunkelgrünen, stacheligen Polster auf den Almflächen sehen. Die Latschenkiefer (pinus mugo) oder kurzum Latsche ist eines der bekanntesten Kieferngewächse auf unseren Almen. Der Nadelbaum steht unter Schutz. In Österreich ist sein Bestand aber nicht gefährdet.

In den höher gelegenen Alpengebiete markieren Latschen oft die obere Baum- bzw. Krummholzgrenze. Lediglich in Wien und im Burgenland gibt es sie laut dem Lexikon von Blühendes Österreich nicht. Die Pflanzen sind immergrün, frosthart und allgemein sehr widerstandsfähig. Sie wachsen – je nach Sorte – in 1000 bis 2700 Metern in Sträuchern mit einer Höhe von 450 bis 600 Zentimetern und einer Breite von bis zu 500 Zentimetern. In heimischen Gärten im Tal kommen sie aber auch vor. Das Besondere beim Wuchs ist der Stamm, der sich meist am Boden liegend ausbreitet und unter den Zweigen gut versteckt ist. Die dichten, wuchernden Zweige werden übrigens Latschenfilz genannt, weil sie oft so undurchdringbar erscheinen.

Beim näheren Hinsehen kann man erkennen, dass die dunkelgrünen Nadeln meist im Paar auftreten. Nach der gelb-rosa Blüte im Juni und Juli bilden sich dicke, dunkelbraune Zapfen mit flachen Schuppen, die lange – auch mehrere Jahre – auf den Latschen verbleiben können. Das Kieferngewächs mit seinen teils bizarren Formen ist fixer Bestandteil von Bergpanoramen und Almkulissen.

Almschwenden gegen Ausbreitung
Kein Wunder, denn Latschen können sich rasch ausbreiten und Weideflächen einnehmen. Dadurch verringern sich aber die Futterflächen für das Almvieh. Die so genannte Verbuschung wird ohne Bewirtschaftung und Beweidung der Almen immer mehr zum Problem. Dagegen wird nach einer Sondergenehmigung in mühevoller Arbeit mit Almschwenden vorgegangen. Dabei werden die Almflächen meist im Sommer – um bodenbrütende Vögel nicht zu stören – von wuchernden Sträuchern und Pflanzen (u.a. Latschen, Zwergsträucher, Grünerlen, Unkräuter, Altgras) befreit.

Um die Vielfalt der Almflächen zu erhalten, ist sachgerechtes Schwenden und anschließendes Aufräumen des Materials notwendig. Dabei werden zum Beispiel die Bewahrung der Alm-, Boden- und Wiesenstrukturen, Rückzugsflächen für Kleinstlebewesen, Schutzmaßnahmen gegen Naturgefahren und die anschließende Wiederherstellung der Weideflächen mitbedacht.

Für die Almflächen beim Überhandnehmen weniger günstig, können die geschützten, zähen Latschenkiefern aber auch von Vorteil sein. Denn gerade in steilen Hängen können sie als Lawinenschutz dienen. Schneemassen können den biegsamen Ästen wenig anhaben. Schnee kann den Pflanzen sogar helfen den Winter am Berg mit eisigen Temperaturen und heftigen Windböen zu überstehen. 

Latschenkiefer als Haus- und Genussmittel
Im Frühjahr und Sommer kann – nach Genehmigung – der immergrüne Nadelbaum mit seinen Zapfen, Zweigspitzen und wertvollen ätherischen Ölen als Haus- und Genussmittel genutzt werden. Denn daraus wird Latschenkieferöl gewonnen. Es kann die Durchblutung anregen, die Haut erwärmen und so gegen Muskelverspannungen und Gelenksschmerzen helfen. Allerdings soll das Öl auf der Haut immer verdünnt, niemals unverdünnt, angewendet werden, sonst kann es zu Reizungen kommen. Das ist aber nicht die einzige Anwendung. Mittlerweile werden aus den aromatischen Zapfen auch Schnaps, Likör oder Sirup produziert. So hat man die Alm mit den Latschenpolstern nicht nur vor Augen, sondern auch im Glas.

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