Was gedeiht, wächst, sprießt und blüht auf den Almen: Die Biodiversität auf unseren Almflächen ist enorm. Wir dürfen das Lexikon der Almpflanzen von Dr. Andreas Bohner, Boden- und Vegetationsökologe an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein, öffnen. Seine Beiträge sind seit 2020 zunächst im Fachmagazin „Der Alm- und Bergbauer“ erschienen.
Alpen-Fettkraut (Pinguicula alpina)
Aussehen
Niedrig-wüchsig und langsam wachsend weist die fleischfressende Pflanze zarte weiße Blüten auf. Das Alpen-Fettkraut blüht von Mai bis Juni.
Seine hellgrünen drüsig-klebrigen Blätter sind eine Besonderheit. Sie sind in Bodennähe angelegt und fungieren als Klebefallen für angelockte Beutetiere wie kleine Insekten und Spinnen. Diese bleiben an der Blattfläche kleben und ernähren das Alpen-Fettkraut.
Nach dem Fang scheiden zahlreiche, kleine Drüsen auf dem Blatt Verdauungsenzyme aus, welche die Beute langsam zersetzen. Diese so aufgespaltenen tierischen Bestandteile (insbesondere Aminosäuren) kann die Pflanze als Nahrung aufnehmen. Die verdaute Beute sorgt für Stickstoff und Phosphor, was der Pflanze ein Wachstum auf sehr nährstoffarmen Böden ermöglicht.


Vorkommen
Das Alpen-Fettkraut kommt hauptsächlich in den Kalkalpen bis auf etwa 2.600 Metern Seehöhe vor. Es mag feuchte Standorte und wächst gerne auf vom Wasser überrieselte Kalkfelsen, in Quellfluren oder basenreichen Niedermooren. Die ausdauernde Pflanze ist besiedelt auch Kalk-Magerrasen auf sehr nährstoffarmen, karbonhaltigen Böden. Generell haben Fettkraut- und übrigens auch Sonnentau-Arten einen hohen Lichtbedarf. Sie benötigen daher helle Standorte, wenig Beschattung und Lücken in der Grasnarbe (offene Bodenstellen), um gut zu wachsen.
Bedeutung für Almwirtschaft
- Bewirtschaftete Almflächen können für das Alpen-Fettkraut ein wichtiges Rückzugsgebiet („Ersatzlebensraum“) sein.
Wissenswertes
- Das Alpen-Fettkraut ist eine der wenigen, heimischen, fleischfressenden Pflanzen. Weil sie „konkurrenzschwach“ ist, wie es im Fachjargon heißt, wird diese Pflanze auf nährstoffreichen Standortenleicht von höher- und raschwüchsigen Arten durch Beschattung verdrängt.
- Die Pflanze wächst sehr langsam. Damit hat sie sich an nährstoffarme Böden angepasst.
- Auch Pollen bleiben an den Blättern kleben und werden verdaut.
- Bei der Verdauung rollen sich die Blätter allmählich nach oben hin ein. Dadurch wird die enzymatische Verdauung und die Nährstoffaufnahme über das Blatt verbessert.
- Einen Großteil seines Nährstoffbedarfs deckt die fleischfressende Pflanze über ihre Fangblätter und Tierbeute, nicht über die Wurzeln.
Bilder u. Text: Dr. Andreas Bohner
Spannende Beiträge rund um Almpflege und Almwirtschaft
- Das Klima verändert die Pflanzenwelt auf unseren Almen
- Auf der Bräualm in Mittersill wird gemeinsam angepackt | Salzburg
- Almauftrieb nach vorne verlegen
- Beweidung und Artenvielfalt sind keine Gegensätze
- Putzeinsatz auf der Alm, um Weiden freizuhalten
- Vorteilhafte Vielfalt auf gemischten Almen
- Weidetiere erleben gesunde Kur auf unseren Almen
- Almtiere werden weidefit gemacht