Vorteilhafte Vielfalt auf gemischten Almen

…Jedem Maul sein Kraut und jedem Huf sein Boden: Der Auftrieb von mehreren Tierrassen kann für die Pflege der Almflächen von großem Nutzen sein. Gemischte Almen haben Vorteile, aber auch Herausforderungen.

Die Mischung macht’s. Dieser Spruch kann auch für unsere Almen gelten. Denn die verschiedenen Weidetiere haben viele Vorteile für die Almbewirtschaftung. Sie kommen mit unterschiedlichem Gelände zurecht, pflegen jeweils andere Flächen und suchen sich die für sie passenden Gräser und Pflanzen zum Fressen. Das kommt der Erhaltung der Kulturlandschaft dort droben zugute. Tierisches Schwenden, wenn man so will.

In vergangenen Jahrhunderten war es durchaus üblich auf einer Alm Kühe, Pferde, Esel, Schafe und Ziegen zu halten. Sie wurden am Berg aufgezogen und haben viele Arbeiten übernommen: die großen Huftiere zum Beispiel Transport- und Waldarbeiten, Kühe wurden vor allem wegen ihrer Milch aufgetrieben. Heute wird noch rund ein Fünftel der Betriebe als gemischte Almen geführt. Der größte Teil der Almen (67 Prozent) wird mit Jungvieh und Galtvieh bestoßen (Kühe bis zur ersten Abkalbung, Stiere und Ochsen unter zwei Jahren). Reine Ziegen- oder Pferdealmen sind hingegen selten. Auf den rund 8000 bewirtschafteten Almen tummeln sich österreichweit fast 302.000 Kühe, rund 110.400 Schafe, mehr als 12.500 Ziegen sowie mehr als 10.000 Pferde. Alle Tierrassen haben eigene Gewohnheiten und anderes Fressverhalten, die auf unseren Almen von unterschiedlichem Nutzen sind.

Jedem Maul sein Kraut
Kühe fressen besonders gerne kurzes, frisches Gras. Aufgrund ihres großen Mauls und ihrer Kauplatte am Oberkiefer kommen sie mit langen, ausgewachsenen Pflanzen und Altgras weniger gut zurecht. Sie suchen daher immer Almflächen auf, die jungen Bewuchs aufweisen. Beliebte Flächen werden dadurch gepflegt, während Wiesen mit höheren Gräsern ignoriert werden. Sind hier nicht weitere Weidetiere am Werk, kann das dazu führen, dass Unkraut und Sträucher überhandnehmen und die wertvollen Flächen letztlich zuwachsen.

Ziegen bevorzugen ein anderes Futter als Kühe: Sie wagen sich an borstige, stachelige Pflanzen, Knospen und junge Triebe von Zwergsträuchern wie Heidel- und Preiselbeeren, Wacholder, Almrosen. Darüber hinaus knabbern sie auch gerne an Gehölzen, u.a. an sich schnell verbreitende Schwarzerlen oder Haselnusssträucher, wie aus der Broschüre des Ländlichen Fortbildungsinstitutes (LFI) „Almen mit unterschiedlichen Weidetieren bewirtschaften“ (2015) hervorgeht. Indem die wachsenden Sträucher, Heiden und Gehölze von den Ziegen zurückgedrängt werden, wird das Zuwachsen von Almflächen, so genannte Verbuschung, verhindert. Außerdem kommen sie durch ihre Statur und Hufe mit steilem, felsigem Gelände und bereits zugewucherten Flächen besser zurecht als Kühe. Auch bei einer Rekultivierung der Almflächen können die Tiere daher gute Dienste leisten. „Viele Almen wurden erst durch die ,Pionierleistung‘ von Ziegen für andere Weidetiere nutzbar gemacht“, heißt es in der LFI-Broschüre.

Schafe sind ebenfalls für steile Flächen gut geeignet, die von Kühen gemieden werden. Sie fressen auch noch sehr kurzes Gras, was gerade im hochalpinen Gelände im Westen Österreichs und bei der Nachbeweidung von Vorteil sein kann.

Pferde kommen mit harten Gräsern wie Rasenschmiele und Borstgras gut zurecht, das andere Weidetiere stehen lassen. Daher können die Huftiere für die Nachweide nützlich sein, wenn Rinder die Almflächen abgeweidet haben. Pferde werden daher als „Weidepfleger“ bezeichnet. Eine geführte Weidehaltung ist aber wichtig, denn junges Futter zieht freilich jedes Tier vor. Außerdem kommen Pferde mit weniger steilen Flächen besser zurecht.

Das unterschiedliche Fressverhalten pflegt nicht nur die Almflächen. Es fördert auch die Biodiversität am Berg, weil je nach Zeitraum und Tierrasse andere Gräser, Blumen, Kräuter und Co. verputzt werden. Stark wuchernde Arten, die andere, sensible, seltene Pflanzen verdrängen würden, werden so in Schach gehalten.

Böden werden unterschiedlich beansprucht
Durch das unterschiedliche Gewicht der Tiere ergeben sich zudem Auswirkungen auf die so genannte Grasnarbe, das ist die oberste Bodenschicht, die mit Gräsern, Kräutern und Blumen bewachsen ist. Während Rinder und Pferde durch ihr hohes Gewicht die Grasnarbe bei langer Beanspruchung schädigen können, sind Schafe und Ziegen hingegen in der Lage den Boden sanft zu festigen.

Auf gemischten Almen muss zudem die unterschiedliche Rangordnung der Weidetiere berücksichtigt werden. Alle Tiere vertragen sich nicht immer. Pferde agieren dominant. Auch Kühe, Schafe und Ziegen haben untereinander eine Rangordnung, die in den ersten Tagen auf der Alm gefestigt wird. Ist die Rangordnung einmal hergestellt, können die unterschiedlichen Tiere den Almsommer mit allerlei frischem Futter, klarer Luft und viel Bewegung genießen.

Beiträge zu den Tieren rund um unsere Almen

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