Weidetiere erleben gesunde Kur auf unseren Almen

…Für die Weidetiere sind unsere Almen ein ideales Trainingslager. Die Tiergesundheit wird gefördert und ihr Bewegungsapparat gestärkt.

Vom Stall geht es hinauf in die Berge: Die Sommer auf unseren Almen bedeuten für die Weidetiere eine enorme Umstellung. Almwiesen, Weiden und steiles Gelände, mehr Bewegung und Freiheit, vielfältiges Futter und viel frische Luft sowie Sonne sorgen für eine gesunde Kur. Die Gesundheit der Tiere wird gesteigert.

Einige Vorteile im Überblick

  • Stärkeres Immunsystem, weil es u.a. durch das schwankende Wetter trainiert wird.
  • Gestärkter Bewegungsapparat, weil die unterschiedlichen Almflächen für Abwechslung sorgen und jeden Tag weite Distanzen zurückgelegt werden.
  • Bessere Lungenfunktion, weil durch die Höhe u.a. die Bildung roter Blutkörper angeregt wird.
  • Erhöhte Durchblutung der Klauenlederhaut durch die harten und weichen Böden, Grasmatten und verschiedenen Geländestrukturen.
  • Gewichtszunahme durch ständig verfügbaren Graswuchs auf den Almweiden.
  • Höhere Beta-Carotin-Versorgung durch frisches Gräser und Kräuter. Beta-Carotin ist eine Vorstufe von Vitamin A, das für Zell-Entwicklung, Wachstum, Immunsystem und Sehvermögen wichtig ist.
  • Gesteigertes Sozialverhalten durch die Nähe zur Herde.
  • Mehr Raum für individuelle Distanz durch weitläufige Weiden, worauf Kühe ebenso achten.

Jungtiere, die auf die Alm kommen, haben später eine höhere Milchleistung und verbesserte Fitness, das geht aus einer bayrischen Studie hervor, die auf 242 Almen mit mehr als 40.000 Stück Vieh durchgeführt worden ist. Darauf macht Kurt Matschnigg, Berater für Tiergesundheit und Tierschutz in der Landwirtschaftskammer Kärnten in seinem Beitrag in der LFI-Broschüre „Wirkung der Alm auf die Tiere“ (2015), aufmerksam. „Insgesamt ist die Alm ein optimales Trainingslager für die Kondition der Tiere“, schreibt er.

Herausforderungen für die Tiere
Unsere Almen fördern die Gesundheit der Weidetiere. Sie fordern sie aber auch mitunter: Starke Sonneneinstrahlung, durch Niederschläge aufgeweichte Böden, felsiges Gelände, Gewitter, längere Futtersuche, Großraubtiere, Kämpfe und Stress wegen der Rangordnung können den Tieren zusetzen. Ein Vorbereiten der Tiere auf die Almsaison sowie eine gute Betreuung auf den Almen mit Unterständen, Weidemanagement, Mineralstoff- und Wasserversorgung sowie regelmäßiger Nachschau sind daher enorm wichtig. Zudem kann ein früher Almauftrieb dafür sorgen, dass den Tieren mehr kurzes und junges Gras zur Verfügung steht. Das bevorzugen die Wiederkäuer. Außerdem enthalten junge Pflanzen mehr Energie und Eiweißstoffe, was wiederum den Tieren zugutekommt.

Bessere Versorgung
Apropos Futter: Durch Almbewirtschaftung werden wichtige Weide- und Futterflächen im Tal freigehalten. Dort kann im Sommer Futter für die Wintermonate produziert werden. Im Sommer im Tal ist es den Weidetieren mit den durch den Klimawandel steigenden Temperaturen schnell zu warm. Gerade Kühe reagieren sensibel auf Hitze. Denn sie können sich selbst schlecht abkühlen. Auch Schafe und Ziegen fühlen sich in kühleren Höhen wohler. Temperaturen über 20 Grad Celsius können den Tieren zusetzen, Ruhephasen werden dann länger, die Fressaktivität geringer. Niedrige Temperaturen (bis zu minus 10 Grad Celsius) vertragen sie hingegen wesentlich besser.

Außerdem ist die Bewegungsfreiheit auf den Almen viel größer. Unten auf den Heimweiden und in den Ställen leben die Tiere dicht beieinander, das kann Parasitenbefall und das Auftreten von Krankheiten begünstigen. Ein Sommer auf der Alm wirkt also nicht nur für uns Menschen wie ein Urlaub, auch für die Tausenden weidenden Tiere ist es ein Genuss. Die gestärkte Gesundheit der Tiere wirkt sich dann auch auf deren Milch- und Fleischqualität aus, was wir wiederum beim Besuch auf den Almen und danach schmecken können.

Beiträge zu den Tieren rund um unsere Almen

Spannende Beiträge rund um Almbewirtschaftung und Almpflege

Mehr zum Thema Nutztiere auf der Alm

Amfuchs‘ Antrittsbesuch auf der Alm. (Teil 2)

Amfuchs‘ Antrittsbesuch auf der Alm. (Teil 2)

Zunter, Nora, Bleame (Blümchen), Goldi, Emma, Nadja, Edelweiß, Glocke, Leni, Elsa, Olga, Taube, Resi, Lina, Stern und Nani. So heißen sie, meine Chefinnen. Um ihr Wohl wird sich mein Denken […]

19. Juni 2024
Weiterlesen
Der Noriker: das gutmütige, österreichische Kaltblut

Der Noriker: das gutmütige, österreichische Kaltblut

Nervenstark, arbeitswillig, entspannt und gutmütig: Der Charakter der Noriker macht aus den Kaltblütern ein ideales Reit- und Arbeitstier. Ihren Namen haben die Noriker von der römischen Provinz „Noricum“ erhalten, wo […]

24. Mai 2024
Weiterlesen
Die einzige Melkalm Niederösterreichs

Die einzige Melkalm Niederösterreichs

Wer von Joachimsberg über den Forstweg Schmelz-Sabel etwa 7 Kilometer wandert, erreicht auf rund 1.100. Metern die Jostalm der Familie Hochreiter. Wandersleute können gerne Rast machen, klassischen Hüttenbetrieb gibt es […]

17. Mai 2024
Weiterlesen
Erkenntnisse aus den Tiroler Herdenschutzprojekten: Kosten killen Idealismus der Schafalpung (Teil 3/3)

Erkenntnisse aus den Tiroler Herdenschutzprojekten: Kosten killen Idealismus der Schafalpung (Teil 3/3)

In einem ersten Beitrag zu den Tiroler Herdenschutzprojekten war ich nach Auswertung der Anforderungen an das Hirtenleben zum Schluss gekommen, dass es mit der von bestimmten Kreisen herbeiphantasierten „Renaissance des […]

2. Mai 2024
Weiterlesen
Erkenntnisse aus den Tiroler Herdenschutzprojekten: Die Frage nach Schutz und Nutz (Teil 2/3)

Erkenntnisse aus den Tiroler Herdenschutzprojekten: Die Frage nach Schutz und Nutz (Teil 2/3)

Was die Hirten und Hirtinnen auf den Projektalmen geradezu Heldenhaftes leisten, darüber habe ich hier schon berichtet. Heute schaue ich mir an, wie sich die Herdenschutzmaßnahmen auf die Leistungsbereitschaft der […]

1. Mai 2024
Weiterlesen
Erkenntnisse aus den Tiroler Herdenschutzprojekten: Hirten-Romantik ade! (1/3)

Erkenntnisse aus den Tiroler Herdenschutzprojekten: Hirten-Romantik ade! (1/3)

Die Rede von einer „Renaissance des Hirtenberufes“ aufgrund des Wolfes ist WunschdenkenUm es sofort auf den Punkt zu bringen: Zum Hirten, zur Hirtin musst du geboren sein, das war und […]

29. April 2024
Weiterlesen
Schafe: stille Helden und Baumeister unserer Alpen

Schafe: stille Helden und Baumeister unserer Alpen

Schafe betreiben aktiven Hochwasser-, Erosions- und Lawinenschutz Der Frühling hat Einzug gehalten auf unseren Talweiden. Die ersten Weidetiere schmücken schon wieder die Flure oder auch die hofnahen Anger. Schafe in […]

25. April 2024
Weiterlesen
Produkte vom Schaf von A bis Z

Produkte vom Schaf von A bis Z

In Österreich ist die Schafzucht klein strukturiert. Laut Statistik Austria gab es 2021 knapp 400.000 Schafe im Land, die in vier Gruppen eingeteilt sind: Bergschafe, Fleischschafe, Landschafe und Milchschafe. Das […]

22. April 2024
Weiterlesen
Almtiere werden weidefit gemacht

Almtiere werden weidefit gemacht

Der Stall hat unseren Weidetieren einen warmen Unterstand in der kalten Jahreszeit gebracht – und bei Futter und Bewegung gewisse Eintönigkeit. Doch vorbei ist’s mit der Winterruhe. Die Wiesen, Weiden […]

15. März 2024
Weiterlesen
Respekt vor der tüchtigen Rosserin Laura Pfannhauser | Salzburg

Respekt vor der tüchtigen Rosserin Laura Pfannhauser | Salzburg

Erst 21 Jahre alt, aber auf der Alm, mit den Tieren und am elterlichen Hof voll engagiert. Rosserin und Sennerin Laura Pfannhauser aus St. Martin bei Lofer im Pinzgauer Saalachtal […]

29. Januar 2024
Weiterlesen