Im Rahmen der Vorstellung der ausgewählten Almen des Salzburger Almprojektes berichtet Petra Fürstauer-Reiter von der Almwirtschaftsberatung Invekos der Landwirtschaftskammer Salzburg 2023 in der Juni/Juli-Ausgabe von „Der Berg- und Almbauer“ von der Bräualm in Mittersill im Pinzgau.
Die Salzburger Bräualm Alm mit mehr als 400 Hektar Gesamtfläche besteht aus der Grundalm, der so genannten Ehrenfeuchtenalm (1.100 Meter Seehöhe), der Bräuasten auf 1.400 Metern Seehöhe und dem Herzstück der Almwirtschaft die Bräuhochalm auf 1.800 Metern Seehöhe. Die Hochalm erstreckt sich hinauf bis zum Gipfel des Zwölferhorns, einem wunderschönen Aussichtsberg südöstlich über Mittersill mit einem grandiosen Blick vom Großglockner bis zu den Kitzbühler Alpen.
Familie Gassner führt die Bräualm
Eigentümer der Bräualm ist Mathias Gassner vom Hotel Bräurup in Mittersill. Neben dem Gastronomiebetrieb und der Landwirtschaft wird hier auch, dem Namen entsprechend, seit 2006 wieder Bier gebraut. Die Brauerei in der Mittersiller Kirchengasse ist urkundlich seit 1681 belegt. Im Jahr 1823 kaufte Rupert Schwaiger, Bierbrauer aus Zell am See und Ur-Ur-Ur-Großvater des heutigen Besitzers das Anwesen. Heute wird beim „Bräurup“ Zusammenarbeit großgeschrieben und Mathias Gassner engagierte 1998 Michael Sedivy, der sich fortan um die Bewirtschaftung der Alm kümmert.
Die Bräualm war bis zur Jahrtausendwende noch eine Milchalm und die ersten acht Almjahre verbrachte der junge Senner Michi den ganzen Sommer über auf der Alm. Seit 2006 wird keine Milchwirtschaft mehr betrieben. Michi und seine Familie kümmern sich jedoch mit viel Einsatz um den Erhalt der Alm und Michi war es auch, der die Alm für eine Teilnahme am Projekt vorgeschlagen hat. Herausforderungen gibt es auf der Bräualm genug und im Rahmen des Projektes wurden bald die ersten Erfolge sichtbar. Der Einsatz von Michi Sedivy, seiner Frau Manuela aber auch von den beiden Kindern trug wesentlich zum Gelingen dieses Projektes bei. „Ich habe mit den Ergebnissen selbst die größte Freude!, meinte Michi bereits im ersten Projektjahr. Er muss es wissen, denn er kennt die Alm seit Kindertagen.
Die Herausforderung eine Alm mit einer Bruttofläche von mehr als 400 Hektar, die sich über verschiedene Vegetationsstufen zieht, als Projekt- und Vorzeigealm zu nehmen, war allen Teilnehmern bewusst. Mit viel almwirtschaftlichen Wissen von Michi und seiner Familie, der fachlichen Begleitung durch Siegfried Steinberger, aber auch durch das große Verständnis des Almeigentümers, der zu jederzeit hinter dem Projekt stand, konnte auf der Bräualm ein erfolgreiches Weideprojekt umgesetzt werden.
Die einzelnen Maßnahmen im Überblick zum Nachlesen:
- Borstgras eindämmen
- Früher auftreiben
- Verschiedene Tier auftreiben
- „Almweidemythos“ der Kuhgangl
- Zwergsträucher im Hochalmbereich entfernen
Das magische Dreieck der Almwirtschaft
Wesentlicher Teil des Salzburger Almprojektes war die Umsetzung des magischen Dreiecks der Almwirtschaft. Dieses besteht im Wesentlichen aus drei wichtigen Maßnahmen, um Almbewirtschaftung zu verbessern und unsere Almen klimafit zu machen, sodass trotz der klimatischen Veränderungen eine erfolgreiche Beweidung stattfinden kann:
- Rechtzeitiger Almauftrieb – verfrühter Graswuchs wird genützt und bei Weidetieren weniger beliebtes Altgras vermieden.
- Angepasster Viehbesatz – der Einsatz verschiedener Tierrassen und an die Flächen angepasste Stückzahlen pflegt die Weiden.
- Gelenkte Weideführung – mit Koppeln werden die Almflächen eingeteilt und so gleichmäßig abgegrast.
Almbesitzer und Almbewirtschafter sind mit dem Ergebnis zufrieden
Nach Abschluss des Projektes auf der Bräualm sind sich Mathias Gassner und Michael Sedivy einig, dass die Teilnahme am Projekt für ihre Alm viele Vorteile gebracht hat. Die Ergebnisse sind sichtbar und werden auch von benachbarten Almbauern wahrgenommen. „Zu Beginn war es nicht immer leicht“, erzählt Michi mit einem Grinsen. „Da habe ich mir manchmal schon ein paar blöde Bemerkungen anhören müssen!“
Das Wichtigste für ihn als Almbauern sind gesunde und gut entwickelte Kühe und anderen Weidetiere am Ende eines arbeitsreichen Almsommers. Viele Besitzer bringen die Tiere schon jahrelang im Sommer auf die Bräualm, weil sie die gute Betreuung und die hochwertigen Weideflächen schätzen. Auch bei der Bräualm wurden alle Auftriebszahlen und -daten ermittelt und bewertet und das Ergebnis war für alle Beteiligten sehr zufriedenstellend. Zum Abschluss des Almprojektes traf man sich noch beim Unterrieselreithof der Familie Sedivy und feierte den gemütlichen Projektabschluss mit einer guten Jause und – wie sollte es anders sein – mit einem Bier vom „Bräurup“.
Foto: Petra Fürstauer-Reiter / Siegfried Steinberger
Weitere Beiträge aus Salzburg
- Auf der Reicheralm lohnt sich der zeitige Auftrieb
- Beim Almauftrieb auf die Bürglalm springen die Rinder vor Freude
- Viel Arbeit und wenig hoagascht für Sennerin Erna Wimmer von der Bachalm im Stubachtal
- Der Traum vom Leben auf der Rettenfeldalm im Pinzgau
- Neues Leben auf der Vierkaseralm am Salzburger Untersberg
- Abfall mitnehmen tut nicht weh
- Wenn die Alm dein Leben prägt: Matthias Hölzl von der Bacheralm
Spannende Beiträge rund um Almbewirtschaftung und Almpflege
- Weidetiere erleben gesunde Kur auf unseren Almen
- Vorteilhafte Vielfalt auf gemischten Almen
- Almauftrieb nach vorne verlegen
- Almtiere werden weidefit gemacht
- Beweidung und Artenvielfalt sind keine Gegensätze
- Putzeinsatz auf der Alm, um Weiden freizuhalten
- Grundbegriffe der Almwirtschaft
- Unsere Almen im Zahlenvergleich