Viel Arbeit und wenig hoagascht bei Erna Wimmer von der Bachalm | Salzburg

…Ein Leben als Sennerin muss man mögen. Erna Wimmer von der Bachalm im Stubachtal im Oberpinzgau (Salzburg) kann sich nichts Schöneres vorstellen.

Erna Wimmer ist kein Mensch, der viel redet und große Worte verliert. Das heißt nicht, dass die Sennerin nicht viel zu erzählen hätte. Aber sie ist es nicht gewöhnt zu Reden, verbringt sie doch bereits seit 64 Jahren die Sommer auf der abgelegenen Bach-Hochalm im Stubachtal. Der Text stammt von Gudrun Dürnberger aus der Redaktion des Magazins „Salzburger Bauer“.

Der Weg herauf ist weit, Wanderer oder Radfahrer verirren sich kaum hierher, Besuch ist rar. „I ku gar nit long reden, bei mir is der hoagascht bald goar“, meint die 81-Jährige verschmitzt. Und erzählt knapp, aber sehr unterhaltsam, dass auch ORF-Moderator Philipp Meikl einst verzagt war, weil sie sich vor laufender Kamera nicht sehr gesprächig zeigte.

Erster Almsommer war 1959
Während Erna eine Jause herrichtet, berichtet sie nüchtern, dass sie 1941 beim Aignerbauer in Stuhlfelden als das vorletzte von zwölf Kindern geboren wurde. Mit 14 Jahren kommt sie zum „kindsen“ zu ihrer Schwester Anna, Bäuerin am Bachhof in Uttendorf. 1959 verbringt sie den ersten Sommer auf der Bachalm, mit Kühen, Schafen und Ziegen, obwohl sie vorher noch nie Käse und Butter gemacht hat. „Das hob i erst durch osogn glernt und oafoch ausprobiert“, erzählt Erna. War sie nicht einsam? „I moan nit“, sagt sie schlicht. „Am Anfang bin i gar nit gern auf die Alm gonga, da hob i schwar aufs hoamfoan gwoat, owa man gwöhnt si dran“, ist alles, was der Erna darüber zu entlocken ist.

Einmal pro Woche wurde Proviant hinaufgetragen, meist Brot, Eier und Mehl. Mehr Abwechslung gibt es erst als 1978 die Straße gebaut wird. Aber obwohl der beschwerliche Fußmarsch jetzt wegfällt, kommt die Sennerin während der Almsaison nie ins Tal. Je nach Witterung ist sie ab März bis Mitte Oktober am Berg. Abgesehen von der Straße hat sich in diesen Jahren wenig verändert, außer dass die Kühe nicht mehr mit der Hand gemolken werden und im Stall eine Dusche installiert wurde. Diesen Luxus braucht die Erna aber gar nicht, sie wäscht sich weiterhin lieber am Trog, wie sie es gewohnt ist.

Keine Zeit zum Reden
Unterstützt wird sie von ihrem Neffen Franz. Der Seniorbauer vom Bachhof ist immerhin auch bereits seit 53 Jahren auf der Alm. Auch er hat eine eher schweigsame Natur, wie er gesteht. „Wir reden nicht viel heroben, dazu haben wir gar keine Zeit“, erklärt Franz, der inzwischen das kasn von Erna übernommen hat. Schließlich sind neben 14 Kühen noch 13 Ziegen, 20 Schafe und neun Schweine zu versorgen. „Es ist zwar keine schwere Arbeit, aber wir sind den ganzen Tag beschäftigt. Es gibt rund um die Uhr etwas zu tun.“ Darum hilft in den Ferien auch Enkelin Viktoria mit, sie besucht die Fachschule in Bruck. Sie und ihr kleiner Kater sorgen auch für Unterhaltung. Für die Verpflegung ist seine Frau Anneliese zuständig, die zweimal pro Woche mit dem Auto kommt und Essen von daheim bringt.

Käse und Butter werden im Tal verkauft
Käse und Butter nimmt sie mit ins Tal, die Produkte werden direkt an Stammkunden verkauft. Wenn sie sich nicht um die sechs Enkerl kümmert, bleibt auch sie gern auf der Alm. Die Arbeit am Hof schupfen jetzt Sohn Markus und die Schwiegertochter. Auch wenn Erna nicht „gschatzig“ ist, wie sie selber sagt, ein Handy hat sie doch. Damit telefoniert sie zwar regelmäßig mit ihrer Schwester aber „wir reden nicht viel.“ Inzwischen ist sie übrigens immer traurig, wenn es im Herbst wieder ins Dorf hinunter geht. Den Winter verbringt sie dann mit Stricken, bis im Frühjahr wieder die Alm ruft.

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