Besucher-Ansturm auf unseren Almen: Fluch oder Segen

Die Postalm im Salzburger Tennengau ist das größte geschlossene Almgebiet Österreichs mit Hochgebirgsanschluss. Wunderschön gelegen und über eine Mautstraße gut erreichbar, ist sie ein Dorado für Wanderer und im Winter ein kleines, feines Skigebiet. Unser Almfuchs ist hier bei dieser Tourismus- und Freizeit-Hochburg der naheliegenden Frage nachgegangen, welche Bedeutung die vielen Gäste haben. Dazu hat er die Sennerin und Hüttenwirtin von der Rettenegghütte, Petra Gsenger, interviewt.

Es ist wahrlich kein Wunder, dass es stressgeplagte Städter, Urlaubsgäste, Wandervögel und Sportbegeisterte haufenweise auf unsere Almen zieht. So auch hier auf die sowohl von Abtenau als auch von der Wolfgangseegemeinde Strobl aus erreichbare Postalm. Am frühen Morgen dieses Frühsommertages hält sich der Ansturm auf die Rettenegghütte auf 1.222 Metern Seehöhe, eine der zahlreichen Hütten hier oben, aber noch in Grenzen. So hat Sennerin und Hüttenwirtin Petra Gsenger Zeit für meine Fragen.

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Wie bringt sie die anstrengende Arbeit mit ihren Kühen, das Käsen und die Gästebewirtung alles unter einen Hut? Was sind die Herausforderungen, aber auch die Highlights im Almsommer? Was wünscht sie sich von ihren Gästen und inwiefern prägen diese das ganze Almleben? Werden sie ihr vielleicht manchmal sogar zu viel?

Wenn alle Gäste auf einmal kommen, wird es schon stressig. Denn ich bewirtschafte die Hütte zusammen mit meiner Mama alleine. Die Leute, die zu uns kommen, haben aber Zeit. Sie sind entschleunigt, waren vorher wandern und freuen sich, wenn sie die Produkte und den Ausblick genießen dürfen“, erklärt mir Petra.

Gäste sind ein Segen
Ohne ihren Antworten im Video vorgreifen zu wollen: Für Petras Empfinden sind ihre Gäste zweifellos eindeutig ein Segen und kein Fluch. Was ganz sicher auch damit zu tun hat, dass Petra ihren Gästen mit ihren Almprodukten ganz nebenbei ein grundlegendes Verständnis für die Alm im wahrsten Sinne des Wortes einverleibt. Wer sich Almkäse und Almbutter schmecken lässt, wird die harte Arbeit dahinter, die Petra und ihre Eltern zusammen mit ihren Tieren dafür leisten im besten Sinne begreifen und würdigen.

So auch Christa Stubenreich, die zusammen mit ihrem Mann aus Schwaben angereist ist, und die sich spontan zu einem Interview bereit erklärt hat, während sie auf ihr Almfrühstück wartet. Christa ist Stammgast auf der Rettenegghütte und entpuppt sich als großer Almfan. Als solchen frage ich Christa, was ihr die Alm gibt, was sie hier oben sucht und findet. Und dann will ich von ihr wissen, ob sie sich eine Alm auch ohne Kühe und andere Weidetiere vorstellen könne. Mit Freude höre ich, dass zumindest Christa ganz genau weiß: Wer A wie Alm sagt muss auch B wie Bewirtschaftung mit Almvieh sagen. Wenn das nur für alle Almbesucher so glasklar wäre, denke ich mir.

Respekt vor Alm und Weidetieren
Unsere Almen sind wundervolle Plätze zum Wandern, Genießen und Entspannen. Sie sind aber auch Lebensraum von tagtäglich mühevoll arbeitenden Menschen und zahlreichen Kühen, Jungtieren, Pferden, Schafen, aber auch von Wildtieren, einzigartigen Pflanzen undundund. Vieles kommt da auf unseren Almen zusammen. Rücksichtslosigkeit gefährdet ihre Existenz und Zukunft. Mit gegenseitigem Respekt und Achtsamkeit von Natur, Mensch und Vieh können wir diese wunderschönen Landschaften alle noch lange erhalten. Schützen und bewahren wir sie gemeinsam!

Sicher und schonend auf unseren Almen unterwegs sein: Mit diesen Tipps gelingt es

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