Schafe sind mäh-chtig vielfältig: Sie grasen gegen die Verwaldung unserer Almlandschaft auch in hohen Lagen, wärmen uns, pflegen unsere Haut und dämmen sogar unser Haus. Von Käse, Joghurt und Lammfleisch ganz zu schweigen. Dabei gelten die Tiere als genügsam, anspruchslos und anpassungsfähig. Sie kommen mit vielen Almflächen und -futter gut zurecht. Außerdem sind sie neugierig und sozial, so sollen sie fähig sein sich gut 50 Gesichter von Artgenossen und teils Menschen zu merken. Aber der Herde nach.
Mehr als 400.000 Schafe in Österreich
Die Schafhaltung und -zucht hat hierzulande lange Tradition. Sie ist laut dem österreichischen Bundesverband für Schafe und Ziegen (OEBSZ) zwar klein strukturiert geblieben, in den letzten Jahren aber leicht gestiegen. „Die rund 16.700 heimischen Schafbetriebe halten insgesamt gut 402.350 Schafe, das entspricht einer durchschnittlichen Herdengröße von circa 25 Schafen je Betrieb (Statistik Austria, Allgemeiner Viehbestand Dezember 2021).“ Lediglich 13 Prozent der Betriebe pflegen auf ihrem Hof 50 oder mehr Schafe, 43 Prozent haben kleine Herden von ein bis neun Schafen. Trotz der geringen Größe ist die Tiervielfalt erstaunlich: 25 verschiedene Rassen finden sich in Österreich. Vom Fleisch- und Milchschaf zum Land- und Bergschaf sind alle bedeutenden Typen vertreten. Zahlenmäßig leben die meisten Schafe in Tirol und Niederösterreich (vor allem Milchschafe). Von den Zuchtschafen gibt es vom Tiroler Bergschaf mit knapp 13.690 die meisten Tiere, insgesamt sind es rund 44.770 Stück Zuchtvieh.
Gold für Osttiroler bei internationaler Zuchtolympiade
Einen besonderen Erfolg hat Ende Februar 2023 Marc Schett aus Außervillgraten der heimischen Schafzuchtszene beschert. Der junge Osttiroler gewann bei der Schaf-Jungzüchterolympiade in Paris (Ovinpiades des Jeunes Bergers). Mitstreiterin Sabine Reiter aus Anras landete im guten Spitzenfeld. Besonders die seltene Nutztierrasse Kärntner Brillenschaf hat es den beiden angetan. „Es war am Rande auch ein Erfolg der kleinstrukturierten Bergbauernlandwirtschaft, stammten die Teilnehmer der anderen europäischen Länder zumeist aus bewirtschafteten Gebieten mit intensiver Landwirtschaft“, heißt es vom Schaf- und Ziegenzuchtverband Kärnten.
Schafe pflegen die Landschaft
Je nach Rasse ergeben sich vielseitige Einsatzgebiete: Die Bergschafe, allen voran die Tiroler Bergschafe, machen die größte Zahl aus. Bergschafe sind trittsicher und fühlen sich auch rund um bergige, hochalpine Standorte wohl, wo es Rindern zu steil oder steinig ist. So tragen sie wesentlich dazu bei die einzigartige Almlandschaft zu erhalten. Etwa 110.400 Tiere sind laut Invekos-Daten in vergangenen Jahren im Sommer auf unsere Almen gekommen. Mit ihren Hufen können die Schafe den Boden auf sanfte Art verdichten, und so etwa vor Murenabgängen schützen. Außerdem fressen sie nicht nur Wiesen- und Almkräuter, sondern gerade auch kleine Büsche und Sträucher. Damit helfen sie die Verbuschung der Almen einzudämmen. Dieses borstige, faserreiche Futter können sie gut vertragen, weil sie im Vergleich zu anderen Huftieren einen langen Verdauungstrakt haben.
Nachhaltiger Rohstoff für Lebensmittel, Kleidung und mehr
Mit Fleisch- und Milchschafen (österreichweit insgesamt etwas mehr als 3.600 Stück Zuchtvieh), aber auch den anderen Rassen, werden regionale Spezialitäten wie Milch, Joghurt und Käse sowie Lammfleisch und -würste hergestellt und direkt vermarktet. Pro Jahr und Kopf sollen in Österreich rund ein Kilogramm Schaf- und Ziegenfleisch verzehrt werden. Die hohe Qualität der heimischen Schafmilchprodukte hat Österreich ins internationale Spitzenfeld gebracht.
Darüber hinaus fällt bei der Schafhaltung zwei Mal im Jahr bei der Schur jede Menge Wolle an. Diese kann als nachhaltiges Material nicht nur für Kleidung und Schuhe, sondern auch im Garten und sogar Hausbau verwendet werden. Gerade die Produktion von Dämmstoffen hat hierzulande eine große Bedeutung. Betriebe, welche die Schafwolle verarbeiten, haben in einigen Regionen wieder Huf gefasst. Alle Fakten zur Schafwolle als vielseitiger Rohstoff von der Alm sind hier zusammengefasst. Molke der Schafmilch und das geschmeidige Fett der Wolle (Lanolin) werden außerdem gerne für Naturkosmetik-Produkte verwendet.
Durch Raubtiere bedroht
In den letzten Jahren waren die Schafe allerdings von Raubtieren, allen voran dem Wolf, zusehends bedroht. 2022 hat das Österreichzentrum BärWolfLuchs beinahe 800 durch Wölfe getötete Schafe und Ziegen sowie 920 vermisste und knapp 70 verletzte Tiere dokumentiert, die durch Rissbegutachtungen der Behörden eindeutig nachgewiesen wurden. Damit sind die kleinen Wiederkäuer die häufigsten Opfer von Wolfsattacken. Dabei sind sie Helden im Schafspelz, wenn es nach einer Fernsehausstrahlung geht.
Heimliche Helden der Alpen
Um die Geschichte der Schafe hat sich auch die 2022 ausgestrahlte ORF-Dokumentation „Schafe – Die heimlichen Helden der Almen“ von Holger Bruckschweiger gedreht. Der Titel weist dabei auf die Bedeutung der kleinen Wiederkäuer hin, die in vergangenen Jahrhunderten für das Überleben im Winter und der Almpflege besonders wichtig waren. Ein sprichwörtliches Schaf ist, wer die Vielseitigkeit der wolligen Paarhufer verkennt.
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