Nach 43 Alpsommer zum ersten Mal als Schafhirte auf der Alm

…der erfahrene Almhirte Alois Marth aus dem Tiroler Oberland erzählt von seinem Leben auf der Alp und seinem ersten Sommer als Schafhirte auf der Lader Heuberg-Alm im Tiroler Oberland.

Alois Marth scheint ein ruhiges Gemüt zu haben, in dem doch so viel Kraft, Ausdauer und Zähheit steckt. Das braucht er auch, um so lange auf Almen im hochalpinen Gelände bestehen zu können. Wenn der 50-Jährige aus dem Tiroler Oberland von seinen 43 Almsommern erzählt, gerät man schnell ins Staunen.

Im Videointerview mit unserem Almfuchs bleibt Marth selbst unaufgeregt. Seine Augen schweifen immer wieder über die umliegenden Berge. Eine atemberaubende Kulisse tut sich auf. Die Ruhe der hochgelegenen Almgebiete und auch ein wenig die einsamen Gegenden dort haben auf den Oberländer abgefärbt. Dem hektischen – für Marth in Häusern und Geschäften eingesperrten – Leben im Tal kann der erfahrene Hirte im Sommer nichts abgewinnen. Seine Leidenschaft sind Vieh und Berg, da leuchten seine Augen auf. Die Alm ist sein Leben. Die Arbeit „dort droben“ deshalb zu beschönigen, ist dem erfahrenen Hirten aber fremd.

„Die heile Alm gibt es nicht“
„Die Leute meinen die Alm ist eine heile Welt. Diese heile Alm, die viele vor Augen haben, die gibt es nicht. Die Alm – egal ob Schaf oder Kuhalm, ist strenge Arbeit, viele Stunden lang, und mit vielen Entbehrungen verbunden“, betont Marth im Video. Sein sonnengebräuntes, zerfurchtes Gesicht mag davon zeugen.

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Mit 7 zum ersten Mal auf der Alp
Mit sieben Jahren war der Tiroler zum ersten Mal auf der Alp, so nennen sie im Tiroler Oberland und in Vorarlberg die Alm. „Und seither – fast – jeden Sommer!“ Angefangen als Klein- und Beihirte, wurde Marth in den Jahren zum Beisenn und Hirten. Zuletzt arbeitete er einige Jahre als Senner auf der größten Sennalpe im Oberland, der „Alpe Komperdell“ oberhalb von Serfaus im Bezirk Landeck. Im Winter ist Marth in einem Serfauser Sportgeschäft tätig.

Zum 50. Geburtstag erstmals Schafhirte
Im Almsommer 2022 – quasi als neues Abenteuer zum 50. Geburtstag – ging es für Marth das erste Mal als Schafhirte auf die Lader Heuberg-Alm, im Zuge eines vom Land Tirol geförderten und von der Universität wissenschaftlich begleiteten Herdenschutzprogramm mit dauernder Behirtung und Nachtpferch. 413 Schafe von verschiedenen Landwirtinnen und Landwirten hatte der 50-Jährige mit einer Gehilfin im Almgebiet hoch über Serfaus zu betreuen und – zum Schutz – jede Nacht in ein umzäuntes Areal zusammen zu treiben. Die Almgebiete reichen hier oben bis auf 2700 Metern Seehöhe. Eine Zufahrtsstraße gibt es nicht. Handyempfang ebenfalls oft nicht. Kein leichtes Unterfangen den Schafen und Lämmern tagein tagaus nachzukommen.

Marth war bei jedem Wind und Wetter mit der Schafherde unterwegs: schon frühmorgens ging es los, um die Tiere auf die Weidegebiete zu begleiten. Nach einer kleinen Mittagspause war der Hirte schnell wieder, ab dem frühen Nachmittag bis 19/20 Uhr auf den Beinen, um nach seinen wolligen Schützlingen zu sehen. Sieben Tage die Woche, ohne freie Tage. „Vier Monate auf den Gipfeln herumzulaufen bei jedem Wind und Wetter“, das sei nicht jedermanns oder -fraus Sache. Dafür brauche es mehr als nur gute Ausdauer. Viele Interessierte würden es sich einfacher vorstellen als das Almleben tatsächlich ist, erklärt Marth.

Almarbeit ausprobieren
Dennoch will der erfahrene Hirte anderen Mut machen. Wer es probieren wolle, solle es versuchen und Kontakt zu Bauern und Bäuerinnen suchen. Dem einen oder der anderen werde ein Sommer auf der Alm reichen. Dem anderen oder der einen werde womöglich aber auch die Leidenschaft packen. Jene, die auch Marth jeden Sommer aufs Neue auf die Alp zieht.

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