Der Text stammt von August Bittermann, Geschäftsführer des niederösterreichischen Alm- und Weidewirtschaftsvereins. Er ist im Fachmagazin „Der Alm- und Bergbauer“ im November 2023 erschienen.
Boden angepasst nutzen
Was auf unseren Almen wächst und blüht entscheidet hauptsächlich der Boden. Mit diesem Wissen können die Bewirtschafter das Weidemanagement den Gegebenheiten anpassen. „Ich muss einschätzen können, ob ich mit 40 oder 300 PS unterwegs bin“, erklärt Dr. Andreas Bohner, wissenschaftlicher Leiter der Abteilung Umweltökologie der HBLFA Raumberg-Gumpenstein. Er hat fast hundert interessierten Bäuerinnen und Bauern bei zwei Biodiversitätsschulungen im niederösterreichischen Bezirk Lilienfeld – auf der Zeisel-Hinteralm und auf dem Tiroler Kogel – praxisnahe Informationen gegeben.
Andreas Bohner demonstrierte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wie man, als Laie nach einfachen Kriterien den Boden einschätzen kann. Für die Pflanzenvielfalt spielen noch weitere Faktoren eine Rolle. Die Niederschlagsmenge und -verteilung, die Ausrichtung der Flächen, die Windexponiertheit, die Seehöhe usw. haben ebenso Einfluss auf die Pflanzenzusammensetzung.
Große Artenvielfalt auf unseren Almen
Unsere Almen bieten vielen Pflanzenarten, auch sehr seltene Arten wie z.B. Orchideen, einen passenden Lebensraum. Was uns Zeigerpflanzen mitteilen wollen, erklärte Bohner anhand einiger Beispiele.
Wenn der Klappertopf vermehrt auftritt, so deutet dies auf extensiv genutzte Flächen hin. Er ist ein Halbschmarotzer, einjährig, und muss daher regelmäßig versamen. Mit einer frühen Nutzung durch Mähen oder Beweiden kann die Ausbreitung verhindert werden.
Der Almampfer weist uns auf nährstoffreiche Böden hin. Oft findet man dichte Bestände davon um die die Almhütte. Wertvolle Futtergräser wie das Alpen-Lieschgras oder das Alpen-Rispengras findet man meist auf Fettweiden.
„Eine Weiterbildung zum Anfassen“
„Das war eine tolle Veranstaltung, eine Weiterbildung zum Anfassen“, zeigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Biodiversitätsschulungen von Andreas Bohner begeistert. „Ich bin vom Ansturm auf unser Weiterbildungsangebot überwältigt“, so Kammerobmann Rudolf Buchinger. „Wir sehen, dass Weiterbildung wichtig ist, aber auch kurzweilig und informativ sein kann und muss.“
Als Resümee aus diesen beiden Almbegehungen nahmen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Botschaft mit: „Die Bewirtschaftung und der Erhalt der Almen bringen nicht nur die Produktion wertvoller Lebensmittel mit sich, sondern sind ein wichtiger Beitrag für die Biodiversität und sollten daher von der gesamten Bevölkerung entsprechend geachtet werden.“
„Bei Biodiversität sind unsere Almen unschlagbar“
„Wenn es um Biodiversität geht, sind unsere Almwiesen unschlagbar“, betont Andreas Bohner. „Auf einer Fläche von 50 Quadratmetern können bis zu 96 Pflanzenarten vorkommen. Dies ist auch enorm wichtig für viele Tierarten, im Besonderen Insekten.“
Um diese Artenvielfalt zu erhalten, braucht es ausreichend Weidetiere. Nur mit unseren Nutztieren können unsere Almen und Weiden sinnvoll bewirtschaftet werden. Ein standortangepasster Tierbesatz, gepaart mit dem richtigen Weidemanagement, ist Garant für eine erfolgreiche Alm- und Weidewirtschaft.
Auf unseren niederösterreichischen Niederalmen hindern Förderobergrenzen die optimale Bewirtschaftung. Sie verursachen damit eine unnötige Mehrarbeit für die Bewirtschafter und sind auch kontraproduktiv zur angestrebten Biodiversität.
Fotos: NÖ Alm- und Weidewirtschaftsverein / August Bittermann
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