Die Stube war der behaglichste Ort auf unseren Almen

…ein Blick in das Innere unserer urtümlichen Almen zeigt, die Stube mit Ofen und Bänken war der gemütlichste Platz. Bescheiden eingerichtet war sie trotz alledem.

Das Leben auf unseren Almen in vergangenen Jahrhunderten war wahrlich kein Leichtes. Die Tage lang, das Wetter unerbittlich, die Ausrüstung dürftig, die Arbeit schwer und Zeit zum Rasten wenig vorhanden. Die Stube war dabei der zentrale Ort auf unseren Almhütten. Deren Geschichte und Innenleben wollen wir mit Kustos Thomas Bertagnolli vom Museum Tiroler Bauernhöfe im Kramsach bis zur Industrialisierung und in manchen abgelegenen Regionen noch darüber hinaus bis zum Zweiten Weltkrieg nachzeichnen.

Der Ort zum Leben und Rasten
Die Stube erfüllte mit ihrem großen Holztisch, um allen hungrigen Mäulern Platz zu bieten, die Holzbänke, um sich ein wenig auszuruhen und der Ofen zum Wärmen, die wichtigsten Aufgaben: Sie diente als Ess-, Wohn- und Schlafraum. Außerdem wurde sie oft auch als Werkstatt oder für Handarbeiten genutzt. Anschließend an die Stube hat es manchmal noch eine Schlafkammer mit Bettstatt gegeben, doch die war oft unbeheizt.

So war es in den alten Stuben weitaus am behaglichsten. „Die begehrtesten Plätze waren jene rund um den Ofen“, erklärt Kustos Bertagnolli. An den Wänden rundherum waren Bänke eingelassen, zum Sitzen, Aufwärmen und Ausruhen. Nach getaner Arbeit auf den Almwiesen spielte sich in der Stube das Leben ab. Es wurde gegessen, geschlafen und gewerkelt. „Der Holztisch war der zentrale Teil des Raumes. Darüber und diametral zum Ofen befand sich auch der Herrgottswinkel mit Kreuz, Christus- und oder Marienfigur und getrockneten Blumen, Palmbuschen oder Maiskolben.“

Den Löffel abgeben
Der Esstisch hatte teilweise eine Schublade mit den Löffeln der Bauersfamilie, den Knechten und Mägden. Denn weiteres Besteck, Teller und mehr Geschirr hat es bis vor der Industrialisierung und auch noch Jahre danach fast keines gegeben. „Eigentlich aß man alles mit dem Löffel. Der wurde meist selbst geschnitzt und von den Besitzern mit Verzierungen markiert. In vielen Almen steckten die Löffel auch direkt in der Blockwand oder an Lederriemen.“ Zeit des Lebens ist mit diesem einen Löffel gegessen worden. „Daher kommt auch der Ausspruch, der hat den Löffel abgegeben, wenn jemand gestorben ist“, erzählt Kustos Bertagnolli. „Zu Mariä Lichtmess – dem Ende und Anfang des neuen Bauernjahres – haben Knechte ihre Löffel auf den Hut gesteckt. Dies war ein eindeutiges Zeichen, der sucht neue Arbeit.“ Zurück aber in die Almhütte.

Ein einfaches Holzregal, einen in Westösterreich so genannten „Pfannenrem“ gab es manchmal noch in der Stube. Dort befand sich der für’s Essen unentbehrliche Pfannenknecht. „Das war eine runde, gedrechselte Buchenholzplatte mit Stiel und Halterung“, die in der Mitte des Tisches platziert wurde. Die Pfanne fand darauf Platz und der Holztisch darunter verkohlte nicht. Die gesamte Bauersfamilie sowie die Knechte und Mägde haben dann aus dieser einen Pfanne gegessen. Gekocht wurde im gegenüberliegenden Raum in der so genannten „Rauchkuchl“, die wir euch in diesem Beitrag näher vorstellen: Die Rauchkuchl mit offenem Feuer und Funkenhut.

Schränke oder in die Wand eingebaute Kästchen hat es auf den urtümlichen Almhütten in höher gelegenen Alpengebieten keine gegeben. „Das gab es nur im Tal. Eher waren es einfache Transporttruhen oder lose Haken“, die auf den Almen zur Aufbewahrung der wenigen Habseligkeiten gedient haben. Rucksäcke, der Wettermantel und Hut wurden ohnehin fast tagtäglich gebraucht und daher oft einfach auf die Wände gehängt. Denn das Almleben hat sich vor allem Draußen abgespielt, bei den Tieren und auf den Almflächen – und das tut es noch heute.

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