Der Verein bringt zusammen, was in unserer Zeit oft zu weit voneinander entfernt scheint: Menschen aus unterschiedlichsten Lebenswelten und die Realitäten der Berglandwirtschaft. Rund mehrere hundert Einsätze pro Jahr zeigen: Das Interesse ist groß – und das Bedürfnis nach echter Arbeit, sinnstiftendem Tun und dem Erleben landwirtschaftlicher Realität ebenso.
Was in Tirol begann, hat mittlerweile den Weg über den Arlberg ins Ländle gefunden und auch in der Steiermark Fuß gefasst.
Wenn Hilfe zur Verbindung wird
Gerade in Zeiten zunehmenden Arbeitskräftemangels und bei Arbeitsspitzen wie der Heuernte sind die Freiwilligen eine unschätzbare Unterstützung für bäuerliche Familien, betont Alexandra Kammerlander im Videointerview. Sie führt einen der teilnehmenden Höfe im Zillertal. Besonders bei jenen Arbeiten, bei denen Maschinen nicht helfen können – auf steilen Bergwiesen, in engen Stallungen oder bei der Almpflege – zählt jede helfende Hand.
Die Erfahrungen zeigen: Auch ohne landwirtschaftliche Vorkenntnisse können Freiwillige einen wertvollen Beitrag leisten – mit Motivation, Lernbereitschaft und Respekt. Viele von ihnen werden sogar zu „Wiederholungstätern“ – weil das Miteinander, die Sinnhaftigkeit und die Nähe zur Natur tief berühren.
Einsätze – flexibel, unkompliziert, bereichernd
Neben den klassischen mehrtägigen Einsätzen mit Unterkunft am Hof gibt es in Tirol auch die Möglichkeit für Tageseinsätze ohne Übernachtung – etwa für Menschen aus der Region, die spontan mitanpacken möchten. Ob Heuarbeit, Stallarbeit, Arbeiten auf der Alm oder Mithilfe im Haushalt: Die Aufgaben sind vielfältig, oft fordernd – und genau deshalb so authentisch.
Im Interview erzählt Tanja Zitzmann, eine Freiwillige aus Innsbruck, dass sie seit zwei Jahren regelmäßig bei einem Betrieb im Stubaital mithilft – als Ausgleich zu ihrem Büro-Alltag. „Man lernt so viel“, sagt sie, „über Landwirtschaft, über sich selbst und über das, was wirklich zählt.“
So funktioniert’s – für Freiwillige und Betriebe
Freiwillige:
- Zwischen 18 und 75 Jahre alt
- Körperlich fit und bereit mitanzupacken
- Interesse an echter bäuerlicher Arbeit, nicht an „Heidi-Romantik“
- Anmeldung über die Website – dort wählt man aus anonymisierten Hof-Steckbriefen aus
- Die Helfer:innen sind unfallversichert – organisiert vom Verein
Bäuerinnen und Bauern:
- Offen für Begegnung und bereit, Einblick in den Hofalltag zu geben
- Stellen Unterkunft und Verpflegung zur Verfügung (bei Tageseinsätzen nur Verpflegung)
- Mitgliedschaft beim Verein (25 € jährlich)
Die stellvertretende Projektleiterin, Melanie Gratl, bringt es auf den Punkt:
„Es ist harte Arbeit, was unsere Freiwilligen oft leisten. Aber 95 % von ihnen kommen wieder. Sie sind begeistert von der Erfahrung, vom Einblick und von der Wertschätzung, die ihnen entgegengebracht wird.“
Der Trägerverein mit den Gründungsmitgliedern Maschinenring und Landwirtschaftskammer übernimmt die Koordination und die Unfallversicherung der Freiwilligen für den Einsatzzeitraum. Finanziert wird die Initiative über die Mitgliedsbeiträge und Sponsoren.
Ein Projekt mit Langzeitwirkung
Was mit praktischer Hilfe beginnt, endet oft in Freundschaft. Viele Betriebe erzählen von Freiwilligen, die über Jahre hinweg wiederkommen – manche sogar mit ihren Familien. Der Austausch geht über den Einsatz hinaus. Denn wer einmal echten bäuerlichen Alltag erlebt hat, sieht Lebensmittel, Natur und Arbeit mit anderen Augen.
„Freiwillig am Bauernhof“ zeigt seit 15 Jahren: Es braucht nicht viel, um einander zu verstehen – nur den Mut, sich aufeinander einzulassen. Und manchmal eben auch ein paar schmutzige Hände.
Interesse?
Alina Pinggera informiert gerne persönlich:
+43 59060 70010
Anmeldung & Infos:
https://www.maschinenring.at/projekte/freiwillig-am-bauernhof
Foto: Tirol Werbung / Jarisch Manfred
Beiträge zum Weiterlesen gibt’s hier:
- Freiwillig am Bauernhof: Mein Einsatz am Innerkolberhof
- Unser Sommer auf der Alm
- Grundbegriffe der Almwirtschaft
- Türe zu, es zieht!
- Routinen auf der Alm