„Mein Einsatz auf dem Innerkolberhof im Alpbachtal“

… Mehrere hundert Freiwillige helfen jedes Jahr auf Bauernhöfen und Almen mit. Ihre Arbeit unterstützt die Bauernfamilien und trägt unter anderem zum Erfolg der Almwirtschaft im Land bei. Die Freiwilligen übernehmen dabei Arbeiten rund ums Haus und den Hof, Stallarbeiten und die Pflege der Tiere. Andere wiederum helfen im Haushalt, gehen einkaufen und kochen. Alle, die bereits auf einem Hof oder einer Alm gearbeitet haben wissen, die Arbeit hört nie auf. So gibt es gerade im Sommer, der meist arbeitsintensivsten Zeit des Jahres, am meisten zu tun: Holzarbeiten, Kinderbetreuung, Schwenden, Heuen

Eva Hille ist Mitte 20 und kommt aus Deutschland. Vor einigen Jahren hat sie sich dazu entschieden, ihre Arbeitszeit und -kraft freiwillig zur Verfügung zu stellen. Sie hat sich bei „Freiwillig am Bauernhof“ gemeldet, einer Initiative des Maschinenrings.

Dabei können Freiwillige die Arbeit und das Leben am Land und auf der Alm kennenlernen und Bauernfamilien erhalten wertvolle Unterstützung. Aktuell gibt es das Projekt in Tirol, Vorarlberg und der Steiermark und richtet sich an Personen zwischen 18 und 75 Jahren.

Als Gastautorin berichtet Eva von ihrem freiwilligen Einsatz im Alpbachtal:
Ich heiße Eva, bin 26 Jahre, komme aus einer bayerischen Großstadt und habe im Mai 2021 mein Studium beendet. Während der langen Examenslernphase wuchs bei mir die Lust, meinen Arbeitsplatz am Schreibtisch gegen körperliche Arbeit außen tauschen zu wollen. Nach einigen Recherchen im Internet fand ich das Programm des österreichischen Maschinenrings „Freiwillig am Bauernhof“ (FaB). Sowohl die Flexibilität beim Einsatzzeitraum als auch der Gedanke, in der Gesellschaft wieder die Nähe zu und die Wertschätzung für landwirtschaftliche Betriebe zu fördern, sprachen mich sehr an. So meldete ich mich Anfang März für das Programm an.

Über den Innerkolberhof
Der Innerkolberhof liegt auf 950 Metern und befindet sich seit mehreren Generationen in Familienbesitz. Auf dem Hof der Bauernfamilie werden 12 Kühe mit dazugehörigem Jungvieh, 2 Schweine, 16 Ziegen, 14 Hühner und eine Babykatze gehalten. Zudem bewirtschaftet die Familie eine Kulturfläche (also Wiesen, Wald, …) von knapp 30 Hektar und einen Hof im Zillertal (eine halbe Stunde entfernt). 

Mein zweiwöchiger Einsatz
Meine Zeit auf dem Innerkolberhof war geprägt von der sehr hilfsbereiten, netten und offenen Art aller Familienmitglieder, mich aufzunehmen, mir Dinge zu erklären und mich in ihren Alltag zu integrieren. Ich bin sehr dankbar, eine Familie erwischt zu haben, mit der es so gut harmonierte und bei der ich mich wohlfühlte.

Ob die Arbeiten auf dem Feld, die Heuarbeit oder auch das Stallausmisten – für mich war anfangs vieles neu, doch ich wurde von den Familienmitgliedern perfekt eingeschult. Gleich am ersten Tag durfte ich am Abend mit in den Stall, wo ich die Kälber fütterte. Diese waren im Winter geboren worden und gewöhnten sich gerade an das eigenständige Leben und Grasen auf der Wiese für den nahenden Almsommer.

Nach dem ersten Tag entwickelte ich gleich eine Routine: Aufstehen, ins Zillertal fahren, Heu machen, am späten Nachmittag wieder heimfahren, zu den Kälbern gehen, duschen, Abendessen und noch etwas zusammensitzen, und dann geschafft ins Bett fallen. Dazu kamen am Morgen noch kleinere Tätigkeiten am Kolberhof wie das Gießen von zahlreichen Blumen und ein paar Beeten.

Für mich stellte gerade das Wenden des Heues anfangs eine Herausforderung dar – ich freute mich aber, mit der Zeit leichter zu erkennen, wann ich richtig gewendet hatte und die nasse Seite wieder oben lag. Dennoch kam ich gerade in der „Hölle“, dem steilsten Stück, an die Grenzen meiner Trittsicherheit. Umso mehr bewunderte ich den Bauern Peter für seine Agilität und wie schnell er die Steilwiesen auf- und ablief. Nach meiner ersten Woche wurde wieder ein ganz neues Programm geboten: Nach dem Blumengießen fuhren wir auf die Blaikenalm auf 1500 Metern, wo 7 der Kühe den Sommer verbringen.

Die zweite Woche begann mit Holzarbeiten: Wir steckten den Weidezaun der Kälber um und fuhren in höher gelegene Waldstücke, um Stämme zu fällen. Am Hof spalteten wir diese anschließend und schlichteten sie auf. Neben der Arbeit durfte ich auch Tiroler Leckereien verköstigen, wie die Zillertaler Krapfen oder das köstliche Melchermuas.

Danke!

Ich hoffe, dass ich durch meine Erzählungen einen Einblick in die Zeit am Innerkolberhof geben und Interessierte für einen Aufenthalt auf einem Tiroler Bergbauernhof begeistern konnte. Abschließend möchte ich mich sehr herzlich bei der Bauernfamilie für diese einmalige Zeit bei und mit ihnen bedanken – für all die netten Gespräche, das Auspowern-Können, die sehr abwechslungsreichen Tätigkeiten, die vielen Dinge, die ich lernen und auch kulinarisch probieren durfte und vor allem die herzliche Aufnahme. Es war für mich eine ganz besondere Zeit, die ich sehr genossen habe und nicht missen wollen würde. Vielen Dank auch an den Maschinenring Tirol für die gute Koordination und das Angebot des Programms.

Weitere Berichte vom Arbeiten auf der Alm gibt es hier:

Noch mehr Beiträge vom Arbeiten auf der Alm

Gar nicht langweilig: Routinen auf der Alm

Gar nicht langweilig: Routinen auf der Alm

Emotionslos, langweilig und ermüdend – Routinen und gleichbleibende Abläufe klingen spießig? Die psychologische Forschung ist da anderer Meinung. Wer kleine Kinder hat, der weiß, dass Routinen und Rituale für Kinder […]

10. Juli 2024
Weiterlesen
Wer suchet, der findet

Wer suchet, der findet

Die aktuelle Almsaison ist in vollem Gange und dennoch sind immer noch Stellen zu haben und fleißige Almbegeisterte auf der Suche. Eine Almsaison dauert im Durchschnitt 100 Tage und die […]

5. Juli 2024
Weiterlesen
Das kleine 1×1 zum Arbeiten auf der Alm

Das kleine 1×1 zum Arbeiten auf der Alm

Die Erfahrung hat gezeigt, wer einmal auf einer Alm gearbeitet und eine längere Zeit verbracht hat, der kommt wohl immer wieder. So oder so. Wege, die einen auf die Alm […]

14. Juni 2024
Weiterlesen
Den Almfuchs zieht es auf die Alm

Den Almfuchs zieht es auf die Alm

Heuer im Sommer heißt es für mich „Almfuchs goes Alm“. Und euch nehme ich gerne mit, wenn ihr wollt. Indem ich vom Almleben aus erster Hand berichte. Ca. 8 Wochen […]

7. Mai 2024
Weiterlesen
Erkenntnisse aus den Tiroler Herdenschutzprojekten: Die Frage nach Schutz und Nutz (Teil 2/3)

Erkenntnisse aus den Tiroler Herdenschutzprojekten: Die Frage nach Schutz und Nutz (Teil 2/3)

Was die Hirten und Hirtinnen auf den Projektalmen geradezu Heldenhaftes leisten, darüber habe ich hier schon berichtet. Heute schaue ich mir an, wie sich die Herdenschutzmaßnahmen auf die Leistungsbereitschaft der […]

1. Mai 2024
Weiterlesen
Erkenntnisse aus den Tiroler Herdenschutzprojekten: Hirten-Romantik ade! (1/3)

Erkenntnisse aus den Tiroler Herdenschutzprojekten: Hirten-Romantik ade! (1/3)

Die Rede von einer „Renaissance des Hirtenberufes“ aufgrund des Wolfes ist WunschdenkenUm es sofort auf den Punkt zu bringen: Zum Hirten, zur Hirtin musst du geboren sein, das war und […]

29. April 2024
Weiterlesen
Vor der Almsaison ist nach der Almsaison

Vor der Almsaison ist nach der Almsaison

Die gute Nachricht zuerstMehr gealpte Tiere, mehr Almweidefläche, mehr Personal: Die Bilanz der Almsaison 2023 in Österreich ist eine positive. Die vergangene Almsaison 2023 war die erste, die in den […]

18. März 2024
Weiterlesen
Das ist die Schule der Alm: Grundkurs (1/2)

Das ist die Schule der Alm: Grundkurs (1/2)

Wir leben in rasanten Zeiten: Internet, Digitalisierung, Globalisierung. Alles passiert unglaublich schnell und die Städte werden immer lauter und voller. Kein Wunder also, dass sich viele von uns nach Entschleunigung sehnen, […]

23. Februar 2024
Weiterlesen
Die Alm als Wiedereinstieg ins Berufsleben

Die Alm als Wiedereinstieg ins Berufsleben

Zäunen, Schwenden, Revitalisieren, Unkraut bekämpfen oder Reparieren, was kaputtgegangen ist: Auf einer Alm stehen während eines Almsommers viele Arbeiten an. Manche davon sind schnell erledigt, für andere wiederum brauchen die […]

20. Februar 2024
Weiterlesen
Heuziehen im Tiroler Valsertal

Heuziehen im Tiroler Valsertal

Die Tradition des Heuziehens im Valsertal ist dank des Trupps rund um Erich Gatt und Hans Eller nicht in Vergessenheit geraten. Mit dieser altbewährten Technik wird jedes Jahr unter anderem […]

12. Februar 2024
Weiterlesen