„Man muss ein bisserl masochistisch veranlagt sein“ – Franz Grabner und seine Arbeit für die Brunnstein Gemeindealpe

… Seit über zwei Jahrzehnten ist Franz Grabner Obmann der Gutsgemeinde Brunnstein – und das mit einem Augenzwinkern und einer gehörigen Portion Idealismus.

„Die Entlohnung ist schlecht, der Aufwand groß – das muss man schon wollen“, sagt er mit einem Grinsen. Seine Tätigkeit sei umfangreich, fordernd und manchmal auch frustrierend. Aber eben auch etwas, das tief in seiner Familie verwurzelt ist: Schon sein Vater hatte dieses Amt 30 Jahre lang inne. Es war fast klar, dass Franz in seine Fußstapfen tritt.

Alle drei Jahre wird der Obmann neu gewählt – so auch Franz. Wie lange er das noch machen will? „Schauen wir mal, wie lang ich das noch aushalte“, meint er mit verschmitztem Lächeln. Bis zur Pension hat er noch ein paar Jahre, aber die Nachfolge scheint ungewiss. Seine Töchter? Zeigen aktuell wenig Interesse. Und überhaupt – die Zukunft der Almwirtschaft steht laut Franz auf wackeligen Beinen.

Zwischen Wolf, Wald und wirtschaftlichen Zwängen
Ein Thema, das ihn besonders umtreibt: der Wolf. Noch ist die Situation auf der Brunnstein Gemeindealpe ruhig, es gibt keine bestätigten Sichtungen. Aber Franz warnt: Wenn sich Rudel dauerhaft in der Region ansiedeln, hat das drastische Folgen. Dann würden viele Bauern ihre Tiere gar nicht mehr auftreiben – oder frühzeitig wieder abtreiben. Die Folge? Der Wald kommt zurück. Die Gemeindealpe wäre bereit zum Aufforsten.

Franz kritisiert, dass viele Entscheidungen über die Alm „nach dem Mainstream“ getroffen werden. Die Bedürfnisse und Realitäten der Almbauern und -bäuerinnen kommen dabei oft zu kurz. Er fordert ein Umdenken in der Politik, mehr Verständnis – und lädt Entscheidungsträger und Entscheidungsträgerinnen ganz direkt ein: „Kommt her und schaut euch an, wie’s bei uns wirklich ausschaut.“

Sechs Koppeln, 180 Tiere – und wenig Zeit
Die Brunnstein Gemeindealpe wird mit sechs Koppeln bewirtschaftet. Ende Mai beginnt der Auftrieb, je nach Witterung werden die höher gelegenen Flächen ein bis zwei Wochen später bestoßen. Rund 180 Tiere verbringen den Sommer auf der Alm – eine Zahl, die sich seit Jahren hält.

Franz selbst ist – trotz seiner Rolle – nur selten direkt oben auf der Alm. „Mir fehlt einfach die Zeit“, sagt er. Neben seiner Obmannschaft ist er auch für den Forst zuständig. Trotzdem: In seinem Revier ist er täglich unterwegs.

Herdenschutz – Theorie und Praxis
Ein großes Thema für Franz: der Herdenschutz. In der Theorie klingt vieles gut – in der Praxis sieht’s anders aus. „Herdenschutzhunde? Zäune überall? In einem touristischen Gebiet? Ich kann mir nicht vorstellen, wie das funktionieren soll.“ Die Vorstellung, dass Wanderer und Sportlerinnen auf aggressive Herdenschutzhunde treffen, hält er für realitätsfern. Die Balance zwischen Schutz der Tiere und touristischer Offenheit sei kaum zu schaffen.

Und auch wenn der Bär sich im Gebiet des Ötschers laut Franz „nicht so richtig wohlfühlt“ – für den Wolf sind die Bedingungen ideal. Umso wichtiger sei es, dass Entscheidungen zur Almwirtschaft nicht nur vom Tisch aus getroffen werden, sondern gemeinsam mit jenen, die es betrifft: den Almbäuerinnen und Almbauern vor Ort.

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