Herdenschutz durch Herdenschutzhunde

… mit aufwändiger und kostenintensiver Ausbildung 

In Ländern wie der Türkei haben Herdenschutzhunde eine durchgängige Tradition. Hierzulande ging mit der langen Abwesenheit der Großraubtiere sehr viel Wissen über Zucht, Ausbildung und Haltung von Herdenschutzhunden verloren. Kommt es mit der Rückkehr des Wolfes auch zur Renaissance der Herdenschutzhunde?

Experten sind sich einig, dass effektiver Herdenschutz nur unter Zuhilfenahme des besten Freundes des Menschen funktionieren kann. Herdenschutzhunde werden aus speziell dafür gezüchteten Rassen rekrutiert und durchlaufen eine aufwendige mehrjährige Ausbildung bevor sie eingesetzt werden können.

Für ihr sehr spezielles Anforderungsprofil kommen nur großkalibrige Hunde in Frage. In unseren Gegenden etwa der Pyrenäenberghund (auch Patou genannt) sowie der Maremmen-Abruzzen-Schäferhund. Berühmt berüchtigt ist auch der Kangal, ein ursprünglich in der Türkei gezüchteter Herdenschutzhund.

Die Hunde wachsen bereits als Welpe in der Herde auf, die sie später beschützen sollen. Gleichzeitig müssen sie eine gewisse Loyalität und Folgsamkeit dem Menschen gegenüber lernen, die aber nie das normale Ausmaß eines Haushundes erreichen wird. Herdenschutzhunde zeigen wenig Hang zur Unterwürfigkeit und lassen sich auch vom Menschen nur ungern etwas anschaffen.

Die mehrjährige Ausbildung ist also aufwändig und entsprechend kostenintensiv. Ein einsatzbereiter Hund kostet denn auch zwischen 3.000 und 5.000 Euro. Das sind aber nur die Anschaffungskosten. Hunde müssen ganzjährig verpflegt werden, die Zusammenarbeit mit ihrem „Dienstgeber“ stellt für denselben eine große Herausforderung dar, wie die Praxis zeigt, selbst für erfahrene Hundehalter. Üblicherweise werden Hunde nicht von den Schaf- oder Ziegenbauern ausgebildet, deren Herden sie schützen sollen, sondern von darauf spezialisierten Betrieben. Jeder Herdenschutzhund legt vor seinem Einsatz in einer Herde auch eine nach strengen Kriterien festgelegte Eignungsprüfung ab.

Neben ihrem klar definierten Nutzen bringen diese Hunde auch eine Reihe von Problemen mit. Die hohen Kosten und der Umstand, dass sie sehr eigenwillige Charaktere sind, die dennoch die führende Hand eines Hirten benötigen, wurden bereits erwähnt. Hunden allein kann man den Herdenschutz nicht überlassen.

Die für unser Almgebiet wahrscheinlich bedeutsamste Frage im Zusammenhang mit Herdenschutzhunden und ihrem Einsatz ergibt sich aufgrund der vielfältigen Nutzung der Almen, wie wir sie kennen und für selbstverständlich erachten. Anders ausgedrückt: werden wir Almbenutzer selbst uns mit Herdenschutzhunden arrangieren? Hunden, die ihre Herde gegen alles und jeden verteidigen, die zu nahekommen? Die etwa auch bei Mountainbikern oder Wanderern mit Hunden in den Abwehrmodus schalten und bellen oder gar zubeißen? Letzteres ist kein Schreckgespenst, sondern hat in der Region Andermatt in der Schweiz dazu geführt, dass die dortigen Touristiker ein Verbot von Herdenschutzhunden bewirken wollten, weil es vermehrt zu Zwischenfällen mit Gästen gekommen war.

 

Herdenschutzhunde:

• sind Teil jedes effektiven Herdenschutzes

• sind teuer in Anschaffung und herausfordernd in der Haltung

• haben bei uns keine durchgehende Tradition

• Wanderer, Biker etc. müssten ebenfalls „lernen“ mit ihnen zu leben

• Konfliktsituationen sind bis zu einem gewissen Teil vorprogrammiert

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