Liebe auf den ersten Klick
Vor rund einem Jahr stoßen Laura und Thomas online auf eine Anzeige – zum Verkauf steht ein verlassener Bauernhof aus dem Jahr 1848; seit 5 Jahren steht er still. Keine 24 Stunden später besichtigen sie das Objekt.
Thomas erkennt sofort das Potenzial und ist beeindruckt. Laura, die auf einem Großbauernhof mit Rindern und Hühnern aufgewachsen ist, hat noch Respekt vor der Größe des Anwesens. Doch nach einer Nacht „Drüberschlafen“ ist klar: Das ist ihr Hof. Damit ist der Grundstein für ihr neues Leben gelegt, das Leben am gemeinsamen Hof beginnt und Selbstständigkeit und Selbstversorgung sind erreichbare Ziele geworden.

Bürokratie, Pläne und ganz viel Herzblut
Die ersten großen Schritte folgen prompt: Gleich zu Beginn der Umbauarbeiten nehmen die beiden € 100.000 in die Hand – es braucht eine neue Heizung, einen Kanalanschluss, der Brunnen muss saniert und das Wohnhaus restauriert werden. Was bei der Besichtigung noch halbwegs überschaubar wirkt, entpuppt sich aber als echte Herausforderung: Das Nebengebäude ist ein Rohbau, der alte Schweinestall voll mit sogenanntem „Hitlerbeton“ – der besonders schwer zu entfernen ist, sie stoßen auf einen alten Rohrbruch und die Unterkonstruktion des Bodens muss getauscht werden.
Also spucken die beiden in die Hände und packen es an: Der ganze Innenhof wird umgegraben, der Stall mit über 100 Tonnen neu betoniert, Baubewilligungen und Förderungen beantragt, die Wohnräume vermietet, die ersten Maschinen gekauft und dann können auch die ersten Hoftiere einziehen.
Beruflich eingespannt, am Hof mit Herzblut dabei
Neben dem Umbau sind Laura und Thomas voll berufstätig. Sie arbeitet im Marketing bei Lely Österreich, er ist im Vertrieb eines Metallunternehmens tätig. Die Arbeit am Hof stemmen sie in ihrer Freizeit – mit klarer Vision: Ein landwirtschaftlicher Betrieb im Nebenerwerb, der wirtschaftlich tragbar ist, aber auch Herz vereint.


Landwirtschaft neu denken
Laura und Thomas sind nicht die einzigen Mittzwanziger, die sich für die Landwirtschaft interessieren. Immer mehr junge Menschen entdecken die Landwirtschaft für sich – nicht als klassische Hofnachfolger und -nachfolgerinnen, sondern aus Überzeugung. Während viele Bauernhöfe ohne Nachfolge bleiben, wächst der Wunsch nach einem Leben mit Sinn, Nähe zur Natur und Selbstversorgung.
Ist das vielleicht gerade ein Wendepunkt in der Landwirtschaft? Ist Landwirtschaft etwa gar keine reine Familiensache mehr? Der Wertewandel der Gen Z ist womöglich genau das, was die österreichische Landwirtschaft braucht, um auch in den kommenden Jahren weiter existieren zu können. Laura und Thomas, geht es schließlich genauso – Ein Leben ohne Tiere und mit ständiger Hektik und Stadtlärm? Undenkbar. „Entweder du wachst oder du weichst“, heißt es oft – aber Laura und Thomas wollen in ihrem eigenen Tempo wachsen.
Ein Online-Tagebuch mit echter Community
Ihr Account @bauernhoftagebuch ist mittlerweile weit mehr als ein Projekt. Sie teilen öffentlich Erfolge und Rückschläge, sie weinen und feiern mit der Community. Der Austausch mit anderen Landwirten und Landwirtinnen bringt neue Perspektiven, Motivation und ein echtes Netzwerk. Für Laura und Thomas ist das digitale Tagebuch zu einer richtigen und wichtigen Bereicherung geworden.
Wie geht es weiter?
Derzeit laufen die Arbeiten an den Ställen, die Pilzzucht steht in den Startlöchern. In Zukunft wollen die beiden Schafe und Bisons halten – träumen sogar von der eigenen Alm. „Vielleicht ergibt sich mal was – wir wären jedenfalls nicht abgeneigt“, erzählen sie mit einem Augenzwinkern. Das ist allerdings noch Zukunftsmusik, die Laura und Thomas aber schon ganz leise hören können.
Bildrechte: Laura Mairinger
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