Arbeit als Schaf- und/oder Ziegen-Hirt

Zwar kann hier unser Almfuchs nicht auf eigene, einschlägige Erfahrungen zurückgreifen, aber er hat in seinen beiden Schweizer Almsommern Schafhirten als Nachbarn gehabt und so einiges aus Gesprächen und Beobachtungen mitbekommen, vor allem, dass der alte Witz: „Bienen und Schof, leg di nieder und schlof!“ – eben ein aWitz ist und nichts mit der Realität zu tun hat. Nebenbei bemerkt, gilt das auch für die Imkerei.

Schafe gelten als extrem genügsam, sanft, ruhig und aufgrund ihres Körperbaus und ihrer Trittsicherheit bestens geeignet für das oberste und steilste Alm-Stockwerk. Schafe sind die eigentlichen „Baumeister“ dieser Regionen oberhalb der Waldgrenze und ohne sie und ihre nahen Verwandten, die Ziegen, würde diese wunder- und wanderbare Landschaft eine vollkommen andere sein: nämlich weniger artenvielfältig, also weniger wunder- und schon gar nicht wanderbar. Das hier nur nebenbei an dieser Stelle erwähnt. Jeder Bergwanderer in Tirol hat diese blökenden Rasenmäher schon gesehen, in oft schwindelerregender Steilheit friedlich grasend oder am Bergsee lungernd – geradezu ein Urbild alpiner Idylle.

Mit Idylle hat aber der Job des Schafhirten überraschend wenig gemein. Und schon zweimal nicht der des Ziegenhirten. Ziegen sind neugierige, manchmal „bockige“ Tiere, mit großem Erkundungsdrang, die Zäune als Angebot interpretieren, diese zu überwinden. Unser Almfuchs erinnert sich gut an die vielen Erzählungen seines Vaters, der als 13-jähriger Bub Ziegen hüten musste und so manches Leid-Lied von den „lieben Sauviechern“ zu singen wusste.

Aber auch der Schafhirt, wo es ihn noch gibt, schiebt nicht die ruhige Kugel, die der Laie ihm vielleicht unterstellt. Apropos „wo es ihn noch gibt“: In Tirol ist der Schafhirte kaum noch und wenn dann eher im Oberland zu finden. Die Schafalmen im sanfteren Unterland werden heute nicht behirtet, was mit der einstigen Ausrottung der Großraubtiere zu tun hat. Hier hat sich die Praxis des freien Weidegangs etabliert, die sich aber seit Wolf und Bär zurückkehren, zusehends vor massive – viele sagen „unlösbare“ – Probleme gestellt sieht.

Wo Hirten heute noch unterwegs sind, sind sie „viel“ unterwegs. Schafweiden sind oft riesige Gebiete und „gut zu Fuß“ ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Schafhirten. Aber der gute Hirte ist auch „Tierarzt“, Klauenschneider und Geburtshelfer, nötigenfalls Zäunebauer und -kontrolleur sowieso und er führt seine Herde immer auf die besten Weiden, zu den besten Gräsern. Was damit gemeint ist: Der (gute) Schafhirt ist ein echter Spezialist und Tausendsassa. Unser Almfuchs hat das Wort eines solchen im Ohr, wonach das Schafe-Hüten die anstrengendste, fordernste Hirtenarbeit überhaupt sei. Der das gesagt hat, hatte viel Almerfahrung auch mit Kühen und Jungrindern, wusste also so ungefähr Bescheid.

„Vorteile“ Arbeiten auf Schaf- und/oder Ziegenalmen:

  • Sicher die einsamste und höchstgelegene Arbeitsumgebung
  • Schafe und Ziegen sind wesentlich handlicher als Kühe. Wer Angst vor Kühen hat aufgrund ihrer Körperfülle es mit Kleinvieh sicher leichter

„Nachteile“ Arbeiten auf Schaf- und/oder Ziegenalmen:

  • Der Witz: „Bienen und Schof, leg die nieder und Schlof“ ist für Schafhirten alles andere als lustig