Was gedeiht, wächst, sprießt und blüht auf Almen: Die Biodiversität auf unseren Almflächen ist enorm. Wir dürfen das Lexikon der Almpflanzen von Dr. Andreas Bohner, Boden- und Vegetationsökologe an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein, öffnen. Seine Beiträge sind seit 2020 zunächst im Fachmagazin „Der Alm- und Bergbauer“ erschienen.

Adlerfarn (Pteridium aquilinum)
Aussehen
Das Farngewächs kann bis zu 2 Meter hoch werden. Die Pflanzen wachsen in Gruppen oder großen Herden. Die Blätter werden „Wedel“ genannt, sie sind lang gestielt, sommergrün und dreifach gefiedert. Die Blattunterseite ist behaart.
Vorkommen
Der Adlerfarn ist auf Nieder- und Mittelalmen weit verbreitet (bis ca. 1.800 Meter Seehöhe). Frische, saure und nährstoffarme Böden bevorzugt er. Auf aufgelassenen Almweideflächen sowie in lichten Wäldern, an Waldrändern und Waldschlägen findet er sich häufig.
Bedeutung für Almwirtschaft
- Wird eine Almweidefläche wenig bis gar nicht mit Weidetieren bestoßen, tritt Adlerfarn verstärkt auf. Sein Vorkommen deutet also auf eine „Unternutzung“ oder „brachgefallene Almweide“ hin.
- Durch seine Sporen, vor allem aber mit seinen unterirdischen Kriechsprossen (Rhizome) kann er sich rasch und flächenhaft ausbreiten.
- Adlerfarn verdrängt wertvolle Futterpflanzen, weil er den Boden beschattet und seine Pflanzenwurzeln chemische Stoffe absondern, welche die Keimung anderer Pflanzen vermindern (allelopathische Wirkung).
- Durch Ausreißen, Ausstechen, wiederholtes Abschlagen der Wedel, mehrmalige Mahd pro Jahr oder intensive Beweidung kann er allmählich zurückgedrängt werden.
- Von Rindern wird der giftige Adlerfarn weitgehend gemieden. Junge Triebe werden teilweise von Ziegen gefressen.
Wissenswertes
- Der Adlerfarn ist der größte heimische Farn.
- Er ist frisch und getrocknet giftig. Wird er gefressen, sind die Giftstoffe auch noch in der Milch enthalten.
- Früher wurde der Adlerfarn als Einstreumaterial in Viehställen verwendet.

Bergfarn (Thelypteris limbosperma)
Aussehen
Der Bergfarn erreicht eine Wuchshöhe zwischen 30 bis 100 Zentimeter. Er tritt in Gruppen oder großen Herden auf. Seine Wedel sind sommergrün, doppelt gefiedert und die Blattunterseite ist drüsenhaarig. Die Sporenbehälter („Sori“) sind rundlich und befinden sich am Blattrand.
Vorkommen
Bergfarn wächst bis auf ca. 2.000 Meter Seehöhe bevorzugt auf frischen, sauren und nährstoffarmen Böden. Vor allem in „brachgefallenen Almweiden“ („Bürstlingsrasen“) sowie in Hochstaudenfluren und im Grünerlengebüsch gedeiht er stark.
Bedeutung für Almwirtschaft
- Wie der Adlerfarn, zeigt ein großes Aufkommen von Bergfarn an, dass Almweideflächen „unternutzt“ sind („Unternutzungszeiger“).
- Auch der Bergfarn kann auf die gleiche Weise über mehrere Jahre hinweg bei konsequenter Almpflege und Weidemanagement (z.B. Koppelhaltung) zurückgedrängt werden.
- Er wird als „minderwertige Futterpflanze“ angesehen. Ältere, größere Pflanzen werden nicht gefressen.
- Der Bergfarn sorgt für viel Schatten auf den Almböden. Das kann andere, wichtige Futterpflanzen verdrängen. Deshalb wird er auch als „Platzräuber“ bezeichnet.
- Bei hohem Deckungsgrad kann er ein kühles und feuchtes Mikroklima schaffen. Weniger Wasser verdunstet aus dem Boden, was an trockenen Standorten von Vorteil ist. Denn davon können einige wenige schattentolerante Almfutterpflanzen profitieren.
Wissenswertes
- Der Bergfarn ist die häufigste Farnart auf unseren Almen.
- Die Blätter können als Einstreu in Viehställen verwendet werden.
- Beim Zerreiben verströmen die Blätter einen Zitronenduft.
Bilder u. Text: Dr. Andreas Bohner
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