Was ist ein Senn oder eine Sennerin?
Ein Senn ist eine Person, die auf einer Alm oder Alp für die Betreuung von Nutztieren und die Verarbeitung von Milch zu Produkten wie Käse, Butter und Joghurt zuständig ist. Dieser Beruf ist tief in der Tradition der alpinen Landwirtschaft verwurzelt. Die Aufgaben eines Sennen umfassen typischerweise das Melken der Tiere, die Pflege der Herde, die Herstellung von Milchprodukten und gelegentlich auch die Instandhaltung der Alm sowie die Bewirtung von Gästen auf bewirtschafteten Hütten.
Was macht man als Senn oder Sennerin auf einer Alm?
Als Senn oder Sennerin hat man vielfältige Aufgaben auf einer Alm, die typischerweise von Frühsommer bis Herbst ausgeführt werden. Die Haupttätigkeiten umfassen die Pflege von Tieren wie Kühen, Schafen und Ziegen, die regelmäßig betreut, gezählt und kontrolliert werden. Dazu gehört auch das Melken der Tiere, was oft noch von Hand geschieht. Die gewonnene Milch wird anschließend zu Produkten wie Käse und Butter verarbeitet.
Auch einfache handwerkliche Tätigkeiten gehören zum Alltag, wie die Reparatur von Weidezäunen und Gattertoren. Auf bewirtschafteten Almen zählt zudem die Bewirtung von Wanderern mit Speisen und Getränken zu den Aufgaben. Ein weiterer wichtiger Bereich ist das Weidemanagement, bei dem die Tiere auf geeignete Flächen getrieben und beaufsichtigt werden.
Der Arbeitstag eines Senns oder einer Sennerin beginnt meist schon um 5 Uhr morgens oder früher. Dieser Beruf erfordert nicht nur Ausdauer und Vielseitigkeit, sondern auch eine besondere Naturverbundenheit. Gleichzeitig bietet er die Möglichkeit, in einer wunderschönen Berglandschaft zu leben und zu arbeiten.

Ein typischer Arbeitstag auf einer Senn- oder -Käsealm
Je nach Teamzusammenstellung bieten Sennalmen die Möglichkeit mehr oder weniger intensiv mit den wichtigsten Almbewohnern, den Kühen nämlich, zusammen zu arbeiten. Mancher „Zusenn“ (oder Beisenn) arbeitet hauptsächlich in der Käserei und hat wenig zu tun mit den Kühen, manch anderer aber hilft sowohl beim Käsen als auch beim Melken. Auf großen Käsealmen gibt es häufig zusätzlich eine Person, die Haushalt, Kochen und oft noch für einen Ausschank verantwortlich ist.
Königsdisziplin der Almarbeit
Das direkte Verarbeiten der Milch auf der Alm, ursprünglich weit verbreitet, wird heute nur noch auf ca. 50 der über 2000 Almen in Tirol gemacht. Die Arbeit auf einer Sennalm oder
-alpe (die meisten dieser Käsealmen befinden sich im Tiroler Oberland, wo der Name Alpe – wie in Vorarlberg – gebräuchlicher ist) zu meistern, ist zweifellos die Königsdisziplin der Almarbeit. Die Käseproduktion ist arbeitsaufwändig, wird dafür aber mit einzigartigen Produkten belohnt.
Almneulinge ohne Erfahrung im Käsen können hier allenfalls als so genannte „Zusenn“ eingesetzt werden. Das heißt jedenfalls beim Käsen und unter Umständen bei entsprechenden Vorkenntnissen auch beim Melken zur Hand gehen. Das verantwortliche Käsen selbst wird nur erfahrenen und ausgebildeten Sennern und Sennerinnen anvertraut. „Schweizer“ ist übrigens ein weitverbreitetes Synonym für Senner/Käser, da es tatsächlich Schweizer in vergangenen Jahrhunderten waren, die die Kunst der Fettkäseherstellung einst nach Tirol gebracht haben.
Gemeinschaftsarbeit ist gefragt
Käsealmen funktionieren praktisch ausnahmslos im Teamwork. Arbeit gibt es mehr als genug und alle müssen sich aufeinander verlassen können, auch in stressigen und körperlich wie psychisch herausfordernden Situationen. Derlei Situationen bleiben – so die Erfahrung unseres Amfuchs‘ – nie aus, auch nicht auf der entspanntesten Alm.
Almarbeit läuft trotz bester Rahmenbedingungen und eingespieltem Team nie einen ganzen Sommer lang wie am Schnürchen. Dafür sorgen schon die Kühe, eventuell Jungtiere, und auch noch die Schweine, die zur Sennalm typischerweise dazugehören – als dankbare Verwerter der beim Käsen reichlich anfallenden Molke. Ganz zu schweigen von den Unwägbarkeiten, die das Arbeiten mit der Natur, mit Wind und Wetter, unweigerlich mit sich bringt.
Tipp vom Almfuchs für alle, die auf der Alm im Team arbeiten
Die Alm ist in erster Linie ein Arbeitsort. Stell dich darauf ein, dass du Probleme selbst lösen musst. Es kann sein, dass die Anderen nach einem harten Tag keine Lust mehr auf soziale Interaktionen haben und dass es Zeiten geben wird, wo ihr euch auf die Nerven geht. Aber das gemeinsame Meistern von großen Herausforderungen ist äußerst befriedigend und schweißt zusammen.
Vorteile beim Arbeiten auf Sennalmen
- weites Spektrum an Einsatzmöglichkeiten
- Praktisches Lernen unter Anleitung almerfahrener Kolleginnen und Kollegen
Nachteile beim Arbeiten auf Sennalmen
- meist hohe Arbeitsintensität
- wenig Zeit für Bewegung in freier Natur – im Vergleich zu reinen Jungvieh- bzw. so genannten Galtalmen („galt“ heißt so viel wie „trocken“, es sind also (noch) oder zurzeit nicht gemolkene Rinder)
Woher stammt der Begriff „Senn“ oder „Sennerin“?
Das Wort „Senn“ hat eine lange Geschichte und spannende etymologische Wurzeln. Es stammt ursprünglich vom mittelhochdeutschen „sennaere“ und dem althochdeutschen „senno“ ab, die beide „Schafhirte“ bedeuteten. Der Begriff ist seit dem 11. Jahrhundert belegt und gehört zu den süddeutschen Wörtern, die vor allem im Alpengebiet verwendet werden.
Interessanterweise zeigt das Wort sprachliche Verwandtschaft mit Begriffen aus benachbarten Regionen, wie dem engadinischen „sañ“ und dem obwaldischen „siñun“, die ebenfalls „Hirte“ bedeuten. Es wird vermutet, dass „Senn“ auf eine vorsprachliche Ausgangsform „*sanio“ zurückgeht, die „Hirte“ oder „Melker“ bedeutete. Diese könnte ein Alpenwort vorrömischen, möglicherweise keltischen Ursprungs sein und vermutlich durch rätoromanische Vermittlung in die süddeutschen Dialekte gelangt sein.
Auch verwandte Begriffe aus anderen Sprachen und Epochen, wie das altirische „sine“ (Zitze) sowie Wörter aus dem Althochdeutschen und Mittelhochdeutschen, die Muttermilch oder Brustwarze bezeichnen, zeigen mögliche etymologische Zusammenhänge. Im Laufe der Zeit wurde das Wort „Senn“ schließlich an die deutsche Bildungsweise von Nomina agentis angepasst, wodurch die heutige Form „Senner“ entstand.
So sieht der Alltag junger Sennerinnen heute aus
Für sie ist es ein „besonderes Gefühl auf der Alm“, trotz der harten Arbeit. Hannah Pross und Alina Kofler haben sich den heurigen Sommer auf der Watschiger Alm im Kärntner Nassfeld um Milchkühe gekümmert und gekäst. Im Video mit unserem Almfuchs verraten die jungen Landwirtinnen, was sie über das Almleben und Klischees von Männer- und Frauenarbeit denken.
Was ist eine Sennhütte?
Eine Sennhütte ist eine traditionelle Hütte im Alpenraum, die ursprünglich für die Almwirtschaft genutzt wurde. Sie dient als Unterkunft für Senner und Sennerinnen und bietet zugleich Raum für die Herstellung von Butter und Käse. Typischerweise befindet sich eine Sennhütte auf einer Alm oder Alpenweide und zeichnet sich durch ihre traditionelle Bauweise aus, die oft aus Holz gefertigt oder mit einer Holzverschalung versehen ist. Während der Sommermonate dient sie als Wohn- und Arbeitsplatz für die Alpenhirten und ist meist mit einem Raum zur Milchverarbeitung ausgestattet.
Im Laufe der Zeit hat sich die Nutzung vieler Sennhütten verändert. Einige wurden zu Schutzhütten oder Skihütten für Touristen umgebaut, andere bieten gastronomische Angebote für Wanderer. Viele Sennhütten werden mittlerweile als Ferienhäuser genutzt oder zur Miete angeboten.
Trotz dieser Veränderungen bleibt die Sennhütte ein wichtiger Bestandteil der alpinen Kultur und Tradition. Auch wenn ihre ursprüngliche wirtschaftliche Bedeutung in vielen Regionen abgenommen hat, verkörpert sie weiterhin den besonderen Charme und die Geschichte des Lebens und Arbeitens in den Bergen.
Werden eher Frauen oder Männer auf Sennhütten beschäftigt?
Historisch betrachtet wurde die Beschäftigung von Frauen auf den Almen teils stark reglementiert. Im Erzstift Salzburg untersagte die Katholische Kirche 1734 und 1756 strikt die Arbeit von Frauen auf den Almen. Da dieses Verbot nicht durchzusetzen war, verfügte man 1767, dass nur verheiratete Frauen oder solche mit kirchlicher Erlaubnis – der sogenannten Sennerinnen-Wapplung – auf die Almen gehen durften.
In der Schweiz hingegen war die Sennerei lange ein traditioneller Männerberuf, da der Aufenthalt von Frauen auf der Alp als unglückbringend galt. Diese Einstellung führte zu zahlreichen Mythen, wie der Sage des „Sennentuntschi“, einer Strohpuppe, die von Sennern als Ersatz für Gesellschaft gebastelt wurde und ihnen letztlich Unheil brachte.
Ob auf Sennhütten eher Frauen oder Männer beschäftigt werden, hängt stark von der Region und der Zeit ab. Laut der Österreichischen Almerhebung von 1950 wurden auf den Almen doppelt so viele Männer wie Frauen beschäftigt, insgesamt 18.411 Personen. Dennoch gab es in bestimmten Gebieten, wie den Hohen Tauern, Osttirol, Pongau und Lungau, eine Tradition, bei der die Sennerei überwiegend Frauenarbeit war.
Wie werde ich Senn oder Sennerin?
Um Senn oder Sennerin zu werden, gibt es keinen festgelegten Ausbildungsweg, sondern mehrere Möglichkeiten, sich die notwendigen Kenntnisse und Erfahrungen anzueignen. Die Fähigkeiten für diesen Beruf werden häufig direkt auf dem Betrieb durch praktische Arbeit vermittelt. Eine landwirtschaftliche Ausbildung, beispielsweise an einer landwirtschaftlichen Fachschule oder in einem Lehrberuf wie landwirtschaftlicher Facharbeiterin, kann den Einstieg erleichtern, ebenso wie Erfahrungen in der Landwirtschaft und der Tierpflege.
Eine wichtige Möglichkeit, den Beruf zu erlernen, ist praktische Erfahrung, etwa durch ein Praktikum oder ein Jahr als Sennengehilfe oder Hirt in einem Betrieb mit Alpwirtschaft. Zudem bieten einige landwirtschaftliche Berufs- und Fachschulen Winterkurse an, die speziell auf die Arbeit in der Alpwirtschaft vorbereiten. Wer sich auf die Milchverarbeitung spezialisieren möchte, kann Sennen- oder Milchverarbeitungskurse belegen, die an verschiedenen Schulen angeboten werden.
Zu den Voraussetzungen für diesen Beruf gehören eine gute körperliche Verfassung, psychische Belastbarkeit, Freude an der Arbeit mit Tieren und der Natur sowie die Bereitschaft, einen einfachen Lebensstil zu führen. Erfahrungen im bäuerlichen Umfeld sind ebenfalls von Vorteil.
Der Beruf des Senns oder der Sennerin ist jedoch sehr anspruchsvoll. Während der Sommersaison, die meist von Juni bis September dauert, stehen oft 14-stündige Arbeitstage an sieben Tagen die Woche auf dem Programm. Da der Verdienst eines Sommers nicht für den gesamten Jahresunterhalt ausreicht, ist eine zusätzliche Beschäftigung im Winter oft notwendig. Dennoch bietet der Beruf eine besondere Nähe zur Natur und die Möglichkeit, in einer einzigartigen Umgebung zu arbeiten.
Wie viel verdient man als Senn oder Sennerin?
Laut dem Richtlohn von Almpersonal in Vorarlberg 2022 beträgt der Netto-Tageslohn von Sennerinnen und Sennern 59 € in Österreich. Dieser setzt sich zusammen aus einem Grundlohn von 47,20 Euro, einer Schmutzzulage von 10 % (4,72 Euro) und einer Erschwerniszulage von 15 % (7,08 Euro).
Bei Seiten zu Almwirtschaftsstellen finden sich meist keine genauen Gehaltsangaben. Es steht meist „keine Angabe“ oder „verhandelbar“ oder es wird nur angegeben, ob sich das Jobangebot an den Richtlöhnen für Almpersonal orientiert oder nicht.
Das Ende der Sennalmen?
Hier, wo Milch und Honig fließen? Nicht mehr. Der Charakter unserer Almen verändert sich. Es gibt weniger Sennalmen mit Milchkühen. Es weiden mehr Mutterkühe und Jungvieh. Die ehemals größte Milchkuhalm der Steiermark, die Hinteregger Alm im Ennstal, ist ein Beispiel von vielen. Unser Almfuchs hat sich vor Ort umgehört.
Tipps und Einblicke ins Arbeiten auf der Alm
- Ein typischer Tag auf einer Alm hat viele verschiedene Aufgaben
- Junge Hirtinnen und Sennerinnen berichten von ihrem Almsommer | Kärnten
- Starke Frauen auf der Watschiger Alm für den Gailtaler Käse GU | Kärnten
- Auf der Alpe Garnera wird die Tradition vom Sura Kees fortgeschrieben | Vorarlberg
- Personalmangel auf Almen im Bregenzerwald
- Ein Film über Alm-Alltage in Kärnten
- Voraussetzungen zum Arbeiten auf der Alm
- unser Almfuchs berichtet: Arbeiten auf einer Milchkuhalm
- Auf der Alm, da gibt’s – viel Arbeit
- Arbeiten auf einer Sennalm
- Arbeiten auf einer Galtalm