Mehrheit erachtet Erhaltung der Almen wichtiger als Wiederansiedelung des Wolfes

…Für die Mehrheit der 500 von IMAD befragten Tiroler hat die Erhaltung unserer Almen Vorrang gegenüber dem Wolf. Außerdem sollen sich Wölfe nicht ungehindert ausbreiten dürfen.

Die Rückkehr der Großraubtiere bewegt derzeit sowohl Almbauern und Almbäuerinnen als auch die Bevölkerung. In den österreichischen Alpenraum kehren vermehrt große Raubtiere wie Wölfe, Bären und Goldschakale zurück. Auf unseren Almen werden seit den Auftrieben im Frühjahr zahlreiche Risse durch Wölfe beklagt. Mit Landesverordnungen gehen etwa Tirol und Kärnten gegen so genannte Risiko- oder Schadwölfe vor. Sie erlassen zeitlich und örtlich beschränkte Abschussbescheide, um Wölfe, die vermehrt Nutztiere reißen und oder sich wiederholt in der Nähe von Siedlungsgebieten aufhalten, zu entnehmen.

Durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU ist der Wolf unter besonderen Schutz gestellt. Herdenschutzmaßnahmen (BehirtungHerdeschutzhunde, Nachtpferche, Weidezäune) sind im Alpenraum nach derzeitigem Stand nur bedingt umsetzbar bis wenig erfolgreich und sehr teuer.

Umfrage in Tirol im Herbst 2022
Das Innsbrucker Marktforschungsinstitut IMAD hat 500 Personen in Tirol im Herbst 2022 zu ihrer Einstellung zur Wiederansiedelung von Großraubtieren befragt und mit Aussagen konfrontiert. Demnach stimmen drei Viertel der Befragten (75 Prozent) der Aussage zu: „Die Erhaltung von Almen und freilebenden Tieren hat Vorrang gegenüber dem Wolf.“ 79 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass sich der Wolf nicht ungehindert ausbreiten können soll. Das berichtet die Landwirtschaftskammer Tirol auf ihrer Webseite.

71 Prozent der Tiroler Befragten stimmen der Aussage zu, dass jedes EU-Land selbst über den Schutz des Wolfes entscheiden können sollte. 91 Prozent der Befragten wollen darüber informiert werden, wenn sich Wölfe in ihrer Umgebung aufhalten. Auch das subjektive Sicherheitsgefühl wurde abgefragt: Demnach sieht ein Großteil der Befragten Wölfe als Gefahr vor allem für Kinder und Hunde.

Aktuelle Umfrage aus Südtirol
Im März und April 2023 hat das Innsbrucker Marktforschungsinstitut IMAD im Auftrag des Südtiroler Bauernbundes ebenfalls eine ähnliche Umfrage durchgeführt. Hierzu sind 590 Südtirolerinnen und Südtiroler online oder telefonisch befragt worden. Das sei die erste repräsentative Umfrage zum Thema in Südtirol, macht der Südtiroler Bauernbund in einer Aussendung aufmerksam.

Mehrheit gegen Wiederansiedelung
80 Prozent der in Südtirol befragten Personen sind der Meinung, dass es „sehr schlecht“ bzw. „eher schlecht“ sei, wenn sich Wölfe in Südtirol wieder ansiedeln. Lediglich 15 Prozent bewerten die Wiederansiedelung als „eher gut“ oder „sehr gut“. Dass ein Zusammenleben mit Wölfen in Südtirol möglich sei – dieser Aussage hat bei der Umfrage nur Viertel (27 Prozent) der Befragten zugestimmt.

82 Prozent stimmen der Aussage zu, dass sich Wölfe nicht ungehindert ausbreiten sollen. 33 Prozent sind der Meinung, dass sich die Raubtiere nur in ausgewählten bzw. begrenzten Gebieten in Südtirol aufhalten sollen. 87 Prozent der in Südtirol befragten Personen stimmen der Entnahme von Wölfen zu, wenn sie sich wiederholt in der Nähe von bewohnten Gebieten (Siedlungen, Häuser) aufhalten.

Das Sicherheitsgefühl der Südtiroler in Bezug auf Wölfe wurde ebenfalls abgefragt. 77 Prozent der Befragten verneinen die Aussage, wonach Wölfe keine Gefahr für Menschen darstellen. Die Aussage, dass sie auf wandern oder andere Freizeitbeschäftigungen in jenen Gebieten, in denen Wölfe leben, verzichten, bejahen 66 Prozent der bei der IMAD-Umfrage befragten Personen.

Neues Landesgesetz in Südtirol
Ende Juni hat der Südtiroler Landtag das neue Landesgesetz zu Weideschutzgebiete und Maßnahmen zur Entnahme von Wölfen genehmigt. Es ist bereits in Kraft getreten. Demnach kann durch den Landeshauptmann nach genau festgelegten Vorgaben (z.B. Risszahlen in einem bestimmten Zeitraum, Wiederholtes Aufhalten in bewohnten Gebieten) und einer Gefährdung des Viehbestandes die Entnahme von diesen so genannten Problemtieren veranlasst werden.

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