Der aus dem Tiroler Sellraintal stammende Autor, Geschichtsexperte und Bibliothekar Georg Jäger dokumentiert in seinem neuen Buch die Vergangenheit des Wolfes in Österreich. Der Textauszug stammt aus „Der Wolf als Bauernschreck und Jagdobjekt“, erschienen 2023 im Kral Verlag (S. 244). Jäger stellt einen besonderen Brauch aus dem Mühlviertel vor, traditionell am 11. November abgehalten
Der 11. November markiert im Bauernjahr übrigens das Ende der Hirtentätigkeit. Ab diesem Tag wurde das Viehhüten draußen im Freien eingestellt. Es drohte „Wolfsgefahr“ heißt es im Buch.
Wolfablassen am Martinitag im Mühlviertel
Franz Wöß, Schulleiter in Klaffer, befasst sich etwas genauer unter „’s Wolfablass’n am Martinitag“ im 14. Bändchen der „Beiträge zur Landes- und Volkskunde des Mühlviertels“ (Rohrbach 1926: Katholischer Preßverein, 142 S., hier: S. 84) mit diesem Brauchtum:
„Lebendige Freude strahlt in den Augen der Jungen, der Uebermut juckt und die Schulbank ist hart, denn der ersehnte Martinitag ist wiederum da.“
„Lachend und schreiend durchstöbern die Knaben die ‚Reihan‘ (= Raum zwischen zwei Häusern), um alte Hefte, Schaufeln, Streusens’n oder anderes Eisenzeug zu sammeln für ihr wichtiges Treiben am Abende dieses Tages.“
„Bei Einbruch der Dämmerung versammelte sich nun die Knabenschar am Dorfeingang. Jeder ist versehen mit dem eroberten alten Geschirre in der einen Hand und mit einem Prügel in der andern. Endlich ist es dunkel genug. Jetzt gehen oder laufen die Jungen auf die Blechgeschirre und Sensen schlagend und lärmend durch die Dorfstraße bis ans Dorfende, wo mehrere Minuten diese Lärmmusik stark anhält. Hierauf wandert die kleine Schar ebenfalls schlagend und lärmend rund um das Dorf, wobei dieselbe von etwas älteren Knaben gejagt werden. Um Unglücke zu verhüten, sollte dieses Jagen ausbleiben. Nach einer halben Stunde ist die Freude der Jungen beendet und ihre Lärminstrumente fliegen wieder in die ‚Reihan‘.“
„Dieser Brauch dürfte in der frühesten Hirtenzeit wurzeln, in der noch Wölfe die weidende Herde überfielen.“
Den Tipp zum Buch „Der Wolf als Bauernschreck und Jagdobjekt“ (Kral Verlag) hier nachlesen. In den nächsten Monaten veröffentlichen wir Textauszüge aus dem Buch. Mit unserem neuen, kostenlosen Newsletter verpasst ihr keine Inhalte. Gleich unten anmelden!
Quelle:
Autor Georg Jäger
Verlag Kral, Berndorf
Erschienen 2023
360 Seiten, mit vielen Abbildungen
ISBN 978-3-99103-136-9
Kontaktdaten:
Kral GmbH Buchhandlung
Hernsteiner Straße 3/1
2560 Berndorf
buch@kral-berndorf.at
www.kral-buch.at
Weitere Bücher und Textauszüge von Georg Jäger
- Der Wolf als Bauernschreck und Jagdobjekt
- Band 3: Auf der Alm und im Gamsgebirge
- Aus Band 3: Die ledigen Sennerinnen im Osttiroler Tauerntal
- Aus Band 3: Unfall, Unwetter, Blitzeinschlag und tobende Tiere
- Band 2: Frauen und Mädchen bei der Arbeit
- Aus Band 2: Die Tuxer Butterträgerinnen
- Aus Band 2: Die Wildheuerinnen im Ötztal
- Aus Band 2: Pustertaler Jäterinnen im getreidereichen Pinzgau
- Band 1: Männer und Buben bei der Arbeit
- Aus Band 1: Das harte Leben der Ziegenhirten
- Aus Band 1: Ein Sommer mit einer Ziegenherde
- Aus Band 1: Das Leben eines ganz jungen Kuhhirten