Literarische Almschmankerln: Wolfsgrube als Orts- und Flurnamen

…Wolfsberg, Wolfsgrub, Wolfsgraben – viele Orte tragen heute noch den Wolf im Namen. Der Tiroler Buchautor Georg Jäger berichtet in seinem neuen Buch darüber und er erklärt den ernsten Hintergrund. In vergangenen Jahrhunderten wurden zahlreiche „Wolfsgruben“ ausgehoben, um umherziehende Wölfe zu fangen.

Der aus dem Tiroler Sellraintal stammende Autor, Geschichtsexperte und Bibliothekar Georg Jäger dokumentiert in seinem neuen Buch die Vergangenheit des Wolfes in Österreich. Der Textauszug stammt aus „Der Wolf als Bauernschreck und Jagdobjekt“, erschienen 2023 im Kral Verlag (S. 349).

Wolfsgrube als Orts- und Flurnamen
„Zu Beginn des 17. Jahrhunderts hatten die Wölfe bei Wild und Vieh im „Land im Gebirge“ großen Schaden angerichtet. Der damalige Obristjägermeister in Tirol, Fortunat Freiherr zu Wolkenstein und Rodenegg, reagierte als Krisenmanager auf diese Fehlentwicklung. So wurde den Obrigkeiten aller Gerichtsbezirke des ganzen Landes aufgetragen, auch jenen im Wipptal, wo die fürstlichen Forstknechte zuständig waren, an geeigneten Plätzen Wolfsgruben von Untertanen errichten zu lassen.

Die dazu benötigten Materialien wurden von der jeweiligen Herrschaft zur Verfügung gestellt. Diese Verordnung ging als „Wolfsgrubenmandat“ (21. November 1621) in die Tiroler Geschichte ein. Manche der heutzutage noch bekannten und so benannten Wolfsgruben stammen aus dieser Zeit. Zahlreiche Orts- und Flurnamen in den österreichischen Bundesländern oder überhaupt im Ostalpenraum erinnern an diese während der Neuzeit errichteten Wolfsgruben, die in besonderem Maße die Namenlandschaft prägen.

Wolfsgrube im Wald
Eine ehemalige Wolfsgrube in Unterstein, ein Weiler in der Fraktion Gfrill, Gemeinde Salurn (Südtirol), 2016 (Foto: Bildarchiv Redaktion Zeitschrift „Südtirol in Wort und Bild“)


Was versteht man darunter?
Um sich früher die Wölfe vom Leibe zu halten, hoben die betroffenen Gemeinden und Bauern eigene Gruben aus, welche mitunter von einem hohen Zaun umgeben waren. Diese rund drei Meter tiefen und oft sogar ausgemauerten Fangvorrichtungen hatten einen Durchmesser von drei bis fünf Meter. An der Ober­fläche waren die Gruben mit dünnen Ästen, Reisig und Waldstreu leicht zugedeckt und mit Aas als Köder versehen.

Wenn dann der hungrige Wolf dieses von ihm so begehrte Aas witterte und annahm, brach er nach dem Sprung über einen Zaun durch die dünne Erd- und Reisigschicht durch, stürzte sofort in die Grube und war dort unten rettungslos gefangen. Auf diese Weise konnte das Raubtier mit leichter Mühe erschlagen oder erschossen werden.

Mancherorts sind noch heute Überreste davon zu sehen und die Einheimischen wissen meist recht gut, was für einen Zweck diese durch den Verfall inzwischen trichterförmig aussehenden Löcher einst hatten. Gerade die alten Wolfsgruben sind die wichtigsten Hinweise auf das früher so häufige Vorkommen von Wölfen. Und damit sind wir endgültig in der Gegenwart angelangt: Der Wolf ist nämlich wieder in Österreich eingetroffen.“

Den Tipp zum Buch „Der Wolf als Bauernschreck und Jagdobjekt (Kral Verlag) hier nachlesen. In den nächsten Monaten veröffentlichen wir Textauszüge aus dem Buch. Mit unserem neuen, kostenlosen Newsletter verpasst ihr keine Inhalte. Gleich unten anmelden!

Quelle:
Autor Georg Jäger
Verlag Kral, Berndorf
Erschienen 2023
360 Seiten, mit vielen Abbildungen
ISBN 978-3-99103-136-9

Kontaktdaten:
Kral GmbH Buchhandlung
Hernsteiner Straße 3/1
2560 Berndorf
buch@kral-berndorf.at
www.kral-buch.at

Buchcover "Der Wolf"

Weitere Bücher und Textauszüge von Georg Jäger

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