… Viele unserer Almen betreiben einen Ausschank. Das Wort „Schank“ kommt von schenken. Das bringt mich schnurstracks zu meinem Jahresmotto. Great, großartig, weil im wahrsten Sinne des Wortes „geschenkt“, ist das, was unbezahlbar und von unschätzbarem Wert ausgeschenkt wird auf der Alm.
Unnötig zu betonen, dass ich jetzt nicht die Almprodukte meine, wenn von „geschenkt“ die Rede ist. Die Almjause, der Almkäse, das Gulasch vom Almrind oder auch vom Heimbetrieb: All das hat seinen Preis und trägt mitunter maßgeblich zum wirtschaftlichen Fortbestand der Alm bei – und ist deshalb ebenfalls großartig.
Aber kein anderer Ausschank schenkt seinen Besuchern darüber hinaus so viel, wie jener auf der Alm. Wo sonst komme ich kostenlos dermaßen auf meine Kosten? Wo sonst wird mir alpine Schönheit im gepflegten Naturkleid kostenlos auf dem Silbertablett serviert? Wo sonst kommt mein „Bürokörper“ ganz ohne Mitgliedsbeitrag auf seine gesundheitsfördernden Kosten wie im schönsten Fitnessstudio der Welt? Wo sonst atme ich beste Luft, tankt meine Haut Höhensonne, erholt sich meine Seele im Ruheraum ihrer selbst?
Unsere Almen sind ein „Seelenschutzgebiet“, wie Erich Schwärzler, langgedienter Obmann a.D. der österreichischen Almwirtschaft, es treffend nennt. Eine Zuflucht, die tief in uns allen eine Sehnsucht weckt: nach Ruhe, Freiheit und Natur.
Seit Generationen spannt sich ein Wegenetz zwischen Tal und Höhe, ein Netz aus Straßen und Pfaden, aber auch aus immateriellen Verbindungen. Die Alm mit Ausschank ist ein enorm wichtiger Schnittpunkt innerhalb dieses Netzes. Hier stellt sich die Alm noch einmal ganz besonders in die Auslage, zeigt sich von ihrer besten Seite.
Zum Schluss komme ich noch einmal auf die Almprodukte zurück. Auch die sind mehr als nur Lebensmittel. Für den Gast, der sie genießt, werden sie zur Erinnerung an einzigartige Erfahrungen. Er trägt den Geschmack der Alm mit nach Hause, mit ihm eine Sehnsucht und im besten Fall Dankbarkeit für das großartige „Geschenk“ Alm.
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