Ein guter Almsommer in der Steiermark, aber immer weniger Tiere auf den Almen

…Die steirische Almbilanz für 2023 fällt „überdurchschnittlich gut“ aus. Das wechselhafte Wetter mit viel Regen auf den Almen war ein Segen für Futter und Wasserquellen. Weniger aufgetriebene Almtiere, die Rückkehr von Wölfen, Klimawandel und Personalmangel bereiten dem steirischen Almwirtschaftsverein aber Sorgen.

Über die steirische Almbilanz 2023 berichtet Rudolf Grabner, Geschäftsführer des steirischen Almwirtschaftsvereines. Die Fotos stammen von Anita Galler.

„Im Großen und Ganzen war der Almsommer ein überdurchschnittlich guter“, sagt der Obmann des Steirischen Almwirtschaftsvereins Toni Hafellner. „Für die Almen war die feuchte Witterung mit viel Regen geradezu ein Segen, das Futter ist sehr gut gewachsen und die Quellen haben sich gefüllt.“

Was den Wolf angeht, war es in der Steiermark bis September sehr ruhig, aber die Wolfsangriffe im Dachsteingebiet haben gezeigt, dass das Problem der Wölfe nicht gelöst ist.

Zahl der aufgetriebenen Almtiere in der Steiermark zurückgegangen
Die vorläufigen Zahlen zeigen, dass heuer die Zahl der aufgetriebenen Tiere wieder um etwa zwei Prozent gesunken ist. Toni Hafellner, Almbauer und Obmann des steirischen Almwirtschaftsvereins kennt die Gründe: „Aufgrund der wirtschaftlich schwierigen Situation in der Landwirtschaft, die herausfordernde Almbewirtschaftung und die Verunsicherung durch das Raubtier Wolf sind immer weniger Tiere auf den Almen.“

In der Steiermark wurden heuer etwa 43.000 Rinder, 6.200 Schafe, 600 Ziegen sowie 900 Pferde auf die 1.620 Almen aufgetrieben. Vor zehn Jahren waren noch 50.700 Rinder, 8.000 Schafe, 143 Ziegen und 870 Pferde auf 1.905 Almen. Beim Auftrieb von Schafen und Ziegen musste heuer erstmals jedes Tier mit der Ohrmarkennummer erfasst werden.

Klimawandel auch auf steirischen Almen herausfordernd
Der Klimawandel bringt auch die Almwirtschaft aus dem Gleichgewicht: Wetterkapriolen, Vegetationsveränderungen, längere Bewirtschaftungsperioden, ein höherer Bedarf an Tieren sowie Personalmangel sind jene Herausforderungen, die den heimischen Almbauern besonders zu schaffen machen.

Ausgesprochen besorgt sind die Almbauern aber wegen der Rückkehr des Raubtieres Wolf, der die gesamte Almwirtschaft in Gefahr bringt. Die Risszahlen zeigen, dass im Jahr 2023 bis Ende August insgesamt 406 Risse zu beklagen sind – und dabei sind überwiegend Schafe und Ziegen betroffen (344 Tiere). Im gesamten Jahr 2022 wurden 861 Risse verzeichnet. Der Rückgang in Kärnten, Tirol und Salzburg ist sehr markant, lediglich in der Steiermark gab es 2023 mehr Risse durch Wölfe (17 Schafe und 1 Jungrind) als im Jahr 2022.

In Schönberg-Lachtal gab es den größten Almabtrieb der Steiermark
Der Spätsommer zeigte sich heuer von seiner schönen und warmen Seite. Für Ziegen, Schafe und Rinder hieß es aber trotzdem, den Heimweg von der Alm ins Tal anzutreten. In der Steiermark wird der Almabtrieb von sehr wenigen Agrargemeinschaften zelebriert. Der größter dieser festlichen Almabtriebe fand in Schönberg-Lachtal am letzten Septemberwochenende statt.

Frau und Mann mit geschmückter Kuh
Almabtrieb Steiermark

Rund 400 Rinder verbrachten auf den fünf Almen im Lachtal und der Steinbachalm in Pusterwald die Sommermonate. Insgesamt ist man mit dem Wetter im Sommer und dem Futterwuchs sehr zufrieden, so der Organisator Gerhard Kleinferchner, Obmann des Musikvereines Schönberg-Lachtal. Für die Musikkapelle ein besonderer Tag im Jahreskalender. Die Tiere werden mit Blasmusik begrüßt. Zudem sind die Einnahmen durch den Almabtrieb wichtig, um die Ausgaben für Instrumente und Bekleidung finanzieren zu können, so der Obmann.

Es gibt einige Besonderheiten beim Almabtrieb im Lachtal: Die ersten Tiere jeder Alm sind schön geschmückt, was bedeutet, dass von diesen Almen alle Rinder gesund zurückkommen. Die Sennerinnen und Kinder verteilen im Publikum die „Rumpelnudeln“ ein köstliches Kleingebäck. Das soll bedeuten, es ist alles gut gelaufen auf den Almen.

Die vielen hundert Besucherinnen und Besucher beim Almabtrieb begrüßten die Almtiere samt ihren Begleitern mit viel Applaus. Viele sind extra zum Almabtrieb weit angereist: aus Oberösterreich, Niederösterreich und auch aus Bayern sind Besucherinnen und Besucher gekommen.

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