Traditioneller Kopfschmuck beim Almabtrieb

…Geschmückte Rinder prägen das Bild der österreichischen Almabtriebe. Wir verraten, was hinter dem Kopfschmuck steckt, welches Tier wie „aufgekranzt“ wird und welche Blumen und Pflanzen am Kopf landen.

Der Almsaison klingt in Österreich besonders farbenfroh aus. Mit reichlich Aufputz geht es für die Almkühe zum Ende des Almsommers ins Tal. Mit ihnen bahnen sich Sennerinnen und Senner, Almerinnen und Almer, Hirtinnen und Hirten ihren Weg zurück. Auch sie tragen übrigens so manch einen Almbuschen und eine Almrose am Hut.

Der Kopfschmuck der Rinder steht beim Almabtrieb aber definitiv im Vordergrund. Was gibt es da nicht alles zu bestaunen: Glocken, bestickte Lederschilder, geschnitztes Holz, glänzende Spiegel, zu Kränzen gebundene Zweige, Kräuter und Blumen sowie bunte Bänder und Maschen. Es ist ein jahrhundertealter Brauch, der für große Augen sorgt.

Böse Geister vertreiben
In einer Urkunde aus dem Pustertal aus dem Jahr 1746 ist die Tradition erstmal schriftlich belegt. Doch wird vermutet, dass es den Kopfschmuck schon viel früher gegeben hat. Das Tragen des Kopfschmucks war ursprünglich dazu gedacht, um böse Geister zu vertreiben, und mit Gottes Segen dem Vieh eine gute Rückkehr in den Stall zu wünschen. Deshalb sind auch Glocken und am Kopf befestigte Spiegel fixer Bestandteil der Almabtriebe, so ähnlich wie es zum Beispiel in der Tiroler Fasnacht zum Ende des Winters der Brauch ist.

Kopfschmuck nach unfallfreiem Almsommer
Wenn die Almsaison ohne tödliche Unglücke von Vieh oder Mensch geendet hat, darf der Kopfschmuck – traditionell „Maja“ – genannt, in allen Farben bis weit ins Tal hinunter strahlen. Gibt es einen Todesfall zu beklagen, wird der Almabtrieb aus Respekt nicht „aufgekranzt“, wie es heißt, oder es gibt schlichten Trauerflor (schwarze Banderolen).

Die Milchkühe von der Gogles Alm und das Galtvieh tragen beim Almabtrieb nach Fließ den traditionellen Kopfschmuck aus Almbuschen, -blumen und großen Kuhglocken.

Der größte Schmuck für die besondere Kühe
Traditionell binden die Almer und Sennerinnen ihre Kränze bis zum Hornschmuck selbst. Je nach Rang in der Herde und Alter fallen die Zweige, Blumen und Glocken unterschiedlich groß aus.

Besonders auffällig werden die so genannte Milchstafel-Kuh und die Stechstafel-Kuh geschmückt. Die Kuh mit dem Milchstafel-Aufputz hat seit der Ankunft auf der Alm die meiste Milch gegeben. Den Stechstaffel-Schmuck bekommt die stärkste Kuh oder Leitkuh, welche die Herde den ganzen Sommer lang angeführt hat.

Geschmückt sind jedoch nicht nur die Tiere. Sennerinnen und Senner, Hirtinnen und Hirten und Almerinnen und Almer tragen als Zeichen der Verbundenheit zum Vieh auf ihren Hüten, am Jackenrevers oder dem Hirtenstock ebenfalls bunte Blumen und grüne Zweige.

Die Kühe von der Gogles Alm im Tiroler Oberland sind kurz vor der Ankunft in Fließ mit traditionellem Kopfschmuck aufgekranzt“ worden.

Je nach Region anderer Schmuck
Je nach Region besteht der Kopfschmuck aus anderen Elementen: Zweige von Latschenkiefer oder Tannen, Almblumen (Alpenrose, Silberdistel), Heidekräuter (Rosmarin, Salbei, Wacholder, Nelken, Moosbeeren-, Preiselbeerzweige, Vogelbeere), Papierblumen, Kreppbänder, Vogelfedern, Wappen, Kreuze, Heiligenbilder, Lederschilder mit Hofnamen oder Sprüchen, Blumenstickereien, bestickte Halfter.

Holzgestelle oder Lederriemen, auf denen der Schmuck gebunden wird, sorgen für den nötigen Halt. Zweige werden in manchen Regionen außerdem zu Kronen oder Halftern gebunden. Mancherorts finden sich sogar geschnitzte Holzfiguren auf den Kuhköpfen, die Sennerin und Almer symbolisieren.

Jede Region hat eigenen Schmuck
In Vorarlberg, heißt es, soll der Kopfschmuck schlichter ausfallen als z.B. in Tirol. Dort werden neben Naturmaterialien, viele bunte Farben, Papierblumen, bestickte Bänder und Halfter, Heiligenbilder und Sprüche sowie große Zweige oder kleine Fichtenbäumchen verwendet.

In Salzburg tragen die Kühe oft aus Holz geschnitzte Schlüssel, was auf die geschlossene Alm hindeutet.

In Oberösterreich findet sich der Brauch vor allem im Salzkammergut. Dort werden Hörner- und Halskränze gerne aufgesteckt und ebenfalls Spiegel, bunte Papiermaschen und Dankessprüche verwendet.

In Kärnten werden zudem Marienbilder, das Landeswappen, handgefertigter Leinenstoff oder Holzspäne „aufgekranzt“.

In der Steiermark sorgen angebrachte Metallfolien zusätzlich für leuchtende Effekte. Eine Besonderheit sind filigran geschnitzte Brettchen aus Birkenschwämmen, die im Ennstal zu finden sind. Sie tragen religiöse Motive und Tier- sowie Blumensymbole.

Fotos: Tirol Werbung (1), Peter Fuchs

Das LFI (Ländliche Fortbildungsinstitut) hat zum Almkranzbinden ein Video zusammengestellt

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