… Wer heute eine Alm bewirtschaftet, kämpft oft ums wirtschaftliche Überleben. Almwirtschaftliches Einkommen im engeren Sinn plus diverse ÖPUL-Ausgleichszahlungen hin oder her.
Kein Wunder also, dass immer mehr Almen auf eine zusätzliche Einnahmequelle setzen: die Vermietung von Almhütten. Für viele nicht nur ein willkommener Nebenverdienst, sondern ökonomisch die letzte Rettung, um das jahrhundertealte Kulturgut Alm zu erhalten.
Doch wie so oft im Leben, liegt der Segen im rechten Maß. Wo früher nur ein paar Wanderer eine bescheidene Einkehr gesucht und gefunden haben, warten heute Whirlpool und WLAN auf eine (angeblich?) immer anspruchsvollere Klientel. Der Gast will Komfort, und wehe, das Smartphone hat keinen Empfang! Damit droht die Alm allerdings zu verlieren, was sie eigentlich ausmacht: Einfachheit, Stille, Echtheit. Wer die Vermietung ausschließlich touristisch denkt, riskiert, dass die Tiere und jene, die sich um sie kümmern, die eigentlichen Hauptakteure des Almsommers, zur bloßen Kulisse verkommen.
Dabei könnte gerade hier die große Chance liegen: den Menschen wieder zu zeigen, was das Leben auf der Alm wirklich bedeutet – frühes Aufstehen, Wetterkapriolen, Verantwortung für Weide und Vieh. Ein bewusster Gast, der das begreift, wird zum Verbündeten der Almwirtschaft, nicht zum Störfaktor. Die tiefe Schönheit der Alm erschließt sich dem Gast ja doch nur über ihre ursprüngliche Bedeutung. Wo diese aus falsch verstandenem Entgegenkommen versteckt wird, geht das Wesentliche an der Alm flöten – auch für den Gast!
Wer Hütten vermietet, muss nicht automatisch zur „Event-Alm“ werden. Wenn der Kuhglockenklang nicht aus der Bluetooth-Box, sondern von der Weide kommt, wenn der Gast das ungeschönt Echte erfährt, statt das Inszenierte – dann kann die Vermietung mehr sein als ein Notnagel: Sie wird zur Brücke zwischen Gast und Gastgeber, zwischen Stadt und Land, zwischen Anspruchshaltung und Notwendigkeit.
Hier gibt’s weitere Kolumen vom Almfuchs:
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