Sagen von unseren Almen

…über verwunschene Almen, wilde Geister und schreckliche Unglücke. Die Sagen rund um unsere Almen sind vielfältig. Der Volksmund kennt viele wundersame Geschichten.

Die kalte, dunkle Jahreszeit ist eine Zeit des Geschichten-Erzählens. Märchen und Sagen erfreuen sich dabei wieder größerer Beliebtheit – und spannende mündliche Überlieferungen gibt es auch zahlreich von den Almen in Österreich. Glaubt man den Legenden, wüten dort oben besonders freche Geister und Unglücke. Da bleibt kein Stein auf dem anderen.

Vom alten Kasermandl und anderen Sagen
Ob die Alm nun unter gewaltigen Gletschermassen begraben wird, ein müder Hirte dem Stier ein ganzes Stück Bein herausbeißt, das alte Kasermandl mit Mus und Kraut Gesundheit schenkt oder die Meisterwurz als Potenzmittel in der Stadt teuer verkauft wird – Sagen von den Almen können spannend, unterhaltsam und – zugegeben – von Erzählung zu Erzählung übertriebener nicht sein. Sie übersteigen reale Geschehnisse und Personen, sind aber doch mit wirklichen Erlebnissen und Orten verbunden, sodass sie auch wahr sein könnten, zumindest ein klein wenig.

Welche wichtigen Funktionen Sagen anno dazumal hatten
In Zeiten, in denen es kein Internet, Handy oder Radio gegeben hat, erfüllten die mündlichen Überlieferungen wichtige Funktionen: u.a. um Umweltkatastrophen begreifbarer zu machen, Warnungen oder Strafandrohungen bei Fehlverhalten sowie moralische Empfehlungen zu verbreiten, damalige Lebensumstände und Speisen aufzuwerten. Im Volksmund sind viele Geschichten erhalten geblieben.

So gibt es viele Sagen von kargen Berggebieten, die einst blühende Almweiden gewesen sind. Durch falsches Verhalten der Bauersleute oder Almerinnen, Hirtinnen und Sennerinnen – sei es, weil sie zu leichtsinnig, faul, verschwenderisch oder geizig gewesen wären – wurden Unglücke heraufbeschworen. Unwetter zogen über die Almen, bestraften die Menschen und rissen Vieh und sämtliche Gebäude mit. Naturkatastrophen wurden in der damaligen, längst vergangenen Zeit oft mit dem Jüngsten Gericht Gottes erklärt.

Die drei wichtigsten Sagenmotive auf Österreichs Almen
„Die drei wichtigsten Sagenmotive zum Thema der Alm sind: die übergossene Alm (über die Vergletscherung des Almgebietes), die Sennenpuppe (auch Sennentuntschi, eine Frauenpuppe aus Stroh, Anm.) und diverse Almgeister“, erklärt Wolfgang Morscher. Diese Motive seien über die gesamten Ostalpen verbreitet. Morscher ist Ethnologe und Herausgeber mehrerer Sagenbücher. Auf der Internetseite www.sagen.at pflegt er eine beeindruckende Sammlung traditioneller wie moderner Sagen aus allen Landes- und vielen Weltteilen mit über 21.000 deutschsprachigen Texten.

„Natürlich war es auch eine Funktion der Erzählungen moralisierende Inhalte, Warnungen etc. zu transportieren, vermutlich schon als sie rein mündlich weitergegeben wurden. Aber spätestens bei der Verschriftlichung vor allem im 19. Jahrhundert, haben die Sagensammler gerne solche Botschaften eingebaut.“ Darüber hinaus finden sich Sagen auch zu typischen Speisen (Mus) und Pflanzen (z.B. Preiselbeere, Meisterwurz), die es auf den österreichischen Almen gibt. Dadurch erhielt die mitunter karge Kost zumindest einen erzählten Überbau, was sie zwar nicht geschmacklich aufwertet, jedoch deren Bedeutung für die damalige Bevölkerung herausstreicht.

Ihr seid neugierig geworden? Hier eine Auswahl an typischen und ungewöhnlichen Sagen rund um die Almen Österreichs aus der Sammlung von Wolfgang Morscher:

Klassische Motive

Die übergossene Alm am Hochkönig (Salzburg)
Der Alperl (Oberösterreich)

Von Almarbeitskräften und Geistern

Vom Hirten am Sonntagberg (Niederösterreich)
Die verwünschte Alm (Steiermark)
Das alte Kasermandl (Tirol)
Das Wildmännle auf der Alpe Zalim (Vorarlberg)
Die Verschmausung des Stiers auf der Alpe Sporra (Vorarlberg)

Von Pflanzen rund um die Alm

Die Meisterwurz (Moderne Sage aus der Steiermark)
Die Preiselbeere (Tirol

Sagen aus Tirol

Weitere interessante Beiträge

Transhumanz – der jahrhundertealte Rhythmus der Almwirtschaft

Transhumanz – der jahrhundertealte Rhythmus der Almwirtschaft

Tirols Transhumanz: Ein lebendiges UNESCO-KulturerbeIn Tirol, besonders im Ötztal, ist die Transhumanz ein öffentlichkeitswirksames Ereignis: Jährlich ziehen rund 5.000 Schafe und Ziegen von Südtirol über die Alpenpässe ins Ötztal. Die […]

8. Juli 2025
Weiterlesen
Die einzige Melkalm Niederösterreichs

Die einzige Melkalm Niederösterreichs

Wer von Joachimsberg über den Forstweg Schmelz-Sabel etwa 7 Kilometer wandert, erreicht auf rund 1.100. Metern die Jostalm der Familie Hochreiter. Wandersleute können gerne Rast machen, klassischen Hüttenbetrieb gibt es […]

27. Juni 2025
Weiterlesen
Immer noch gefährdet – trotz positiver Entwicklung: das Kärntner Blondvieh

Immer noch gefährdet – trotz positiver Entwicklung: das Kärntner Blondvieh

Ein Stück lebendige TraditionDas Kärntner Blondvieh ist eine besondere Rinderrasse aus Österreich, die allein durch ihre Erscheinung auffällt. Es stammt aus Kärnten, wo es schon vor Jahrhunderten geschätzt war. Der […]

17. Juni 2025
Weiterlesen
Das Karwendel – ein Schutzgebiet von europäischer Bedeutung

Das Karwendel – ein Schutzgebiet von europäischer Bedeutung

Ein Naturpark der SuperlativeDas Karwendel zählt zu den größten Gebirgszügen Österreichs. Mit einer Fläche von 739 Quadratkilometern ist der Naturpark Karwendel nicht nur das größte Schutzgebiet Tirols, sondern auch der […]

12. Juni 2025
Weiterlesen
Die Dunkle Biene: Das vielleicht kleinste, aller Nutztiere

Die Dunkle Biene: Das vielleicht kleinste, aller Nutztiere

Das flüssige GoldHonig ist eines der ältesten Nahrungsmittel der Welt, das bereits in der Steinzeit bekannt und beliebt ist. Und die Honigbiene stellt ihn her. Indem sie den Nektar und […]

20. Mai 2025
Weiterlesen
Lexikon der Almpflanzen: Adlerfarn und Bergfarn

Lexikon der Almpflanzen: Adlerfarn und Bergfarn

Was gedeiht, wächst, sprießt und blüht auf Almen: Die Biodiversität auf unseren Almflächen ist enorm. Wir dürfen das Lexikon der Almpflanzen von Dr. Andreas Bohner, Boden- und Vegetationsökologe an der […]

2. Mai 2025
Weiterlesen
Das Osterlamm als Symbol des ewig wiederkehrenden Lebens

Das Osterlamm als Symbol des ewig wiederkehrenden Lebens

Lämmer hüpfen verspielt herum, freuen sich ihres Lebens, so sehe ich es jedenfalls. Was für ein herzerfrischendes Bild. Österliche Freude unserer tierischen Mitgeschöpfe. Ich nähere mich ihnen vorsichtig und schnappe […]

18. April 2025
Weiterlesen
Das Osterlamm, der gute Hirte und der Wolf

Das Osterlamm, der gute Hirte und der Wolf

Facebook lässt mich in diesen Tagen auffällig oft wissen, dass Lämmer leben wollen, als wüsste ich das nicht. Es sei geradezu unmoralisch und verwerflich, wenn wie jetzt zu Ostern, Lämmer […]

18. April 2025
Weiterlesen
„April, April, der macht was er will“ – oder: Woher kommen eigentlich Bauernregeln?

„April, April, der macht was er will“ – oder: Woher kommen eigentlich Bauernregeln?

Woher kommen sie? Die Ursprünge von Bauernregeln liegen in der Beobachtung und Erfahrung von vielen Generationen von Landwirten. Damals, als es noch keine modernen Wetterberichte oder Apps gab, mussten die […]

11. April 2025
Weiterlesen
Schafe: stille Helden und Baumeister unserer Alpen

Schafe: stille Helden und Baumeister unserer Alpen

Schafe betreiben aktiven Hochwasser-, Erosions- und Lawinenschutz Der Frühling hat Einzug gehalten auf unseren Talweiden. Die ersten Weidetiere schmücken schon wieder die Flure oder auch die hofnahen Anger. Schafe in […]

4. April 2025
Weiterlesen