Auf der Steyersberger Schwaig trifft Almtradition auf moderne Kunst und Künstler | Niederösterreich

…Eine Alm in Niederösterreich zu führen ist eine Kunst für sich – und doch wieder nicht. Im Wechselgebiet beweist Wirt Dietmar Leopold auf seiner Steyersberger Schwaig, dass es auch in flacheren Gefilden ansehnliche Almhütten mit besonderen Schmankerln gibt. Der Kunst frönt er auf seine Weise. 

Die Steyersberger Schwaig in Kirchberg am Wechsel in Niederösterreich ist die Sommerfrische für über 200 Stück Galtvieh. Diese halten in einer waldreichen Umgebung Flächen frei, die zahlreiche Gäste sommers wie winters zum Wandern, Langlaufen und sogar Skifahren. Wirt Dietmar Leopold führt den Betrieb in dritter Generation. Er hat sich mit seiner streng regionalen Küchenphilosophie eine treue Fanschaft „erkocht“, gerade auch in Künstlerkreisen aus dem nicht allzu fernen Wien. Unser Almfuchs war im Sommer 2023 auf Besuch und hat bei der Gelegenheit Kabarettist und Schauspieler Herbert Steinböck  zum Interview gebeten.

Am heutigen Standort auf 1372 Metern Seehöhe im Jahre 1775 von Graf von Wurmbrand als „Halterhütte“ erbaut, ging die Steyersberger Schwaig 1920 in den Besitz der Wald- und Weidengenossenschaft Molzegg über. Die Bezeichnung „Schwaig“ verweist freilich auf eine weit ältere Nutzung der Almflächen. Leitet sich der Begriff doch vom mittelhochdeutschen „Sweig“ her, was so viel wie Sennerei bedeutet. Es muss also über viele Jahrhunderte gekäst worden sein auf Steyersberg. Gemolken und gekäst wird aber schon lange nicht mehr.

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Mutterkühe mit ihren Kälbern auf weitläufigen Almwiesen
Heute treiben die 27 Bauern der Weidegenossenschaft Molzegg Mutterkühe mit ihren Kälbern auf. Insgesamt sömmern etwas über 200 Stück Vieh auf 130 Hektar Almweidefläche. Das waldreiche Gesamtareal der Schwaig erstreckt sich über beachtliche 569 ha. Dieser Trend zur extensiveren Nutzung mit geringerem Personal- und Betreuungsaufwand gilt für weite Teile des ost- und südösterreichischen Almgebiets und erfasst (leider) auch immer mehr die westlichen Alm-Hochburgen, Salzburg, Tirol und Vorarlberg. Sennalmen werden weniger, wie ich im Sommer auch in der Steiermark auf der Hinteregger Alm miterlebt habe. Einen Videobeitrag dazu gibt es hier!

Zurück ins Wechselgebiet nach Niederösterreich: Dem Almcharakter der Steyersberger Schwaig tut das Fehlen der Sennerei an sich keinen Abbruch. Das Wichtigste bleibt die Beweidung durch das Weidevieh. Das weiß auch Hüttenwirt Dietmar Leopold. Seit 15 Jahren führen er und seine Familie den Betrieb, mittlerweile in dritter Generation. Dietmar schwingt auf der Steyersberg den Kochlöffel – und hat nebenbei ein kreatives Händchen für die Gestaltung rund um die Almhütte.

Urige Hütte mit Hauch moderner Kunst
Die urige Hütte hat er mit einem Hauch moderne Kunst überzogen. Diese seltene Mischung überzeugt mich ästhetisch vollauf. Ebenso wie Didis konsequente regionale Küchenphilosophie, wovon ich mich in Gestalt seiner weitum berühmten „Kasnocken“ überzeugen kann. Diese lasse ich mir in Gesellschaft des Kabarettisten und Schauspielers Herbert Steinböck munden.

Von Mittwoch bis Montag geöffnet
Die Steyersberger Schwaig hat für seine Gäste sommers wie winters von Mittwoch bis Montag geöffnet (Dienstag Ruhetag). Von der Almhütte kann man auf die höher gelegene Kranichberger Schwaig und weiter über den Umschussriegel (1.720 m) auf den Hochwechsel (1.735 m), den höchsten Gipfel im Wechselgebirge, und das dortige Wetterkoglerhaus wandern. Bei gutem Wetter soll man dort über das Dreiländereck von Semmering und Rax bis zum Schneeberg sehen. Wer es weniger ambitioniert angehen will, der unternimmt von der Steyersberger Schwaig aus eine leichte Schwaigen-Wanderung zu den benachbarten Almen Kranichberger Schwaig, Marienseer Schwaig und Feistritzer Schwaig.

Im Winter kann die Halterhütte der Familie Leopold als Ausgangspunkt für verschieden schwierige Langlauf-Touren, insgesamt mehr als 100 Kilometer, bis zum Feistritzsattel, Kampstein oder Stoa Alm genützt werden. Mit den vorhandenen Schwaigen und verschneiten Berghängen oder saftig grünen Wiesen im Sommer beweist Niederösterreich, dass es auch in flacheren Gefilden eine lebendige Almkultur gibt.

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