Die Liebe zu den Almtieren ist im Sommer auf unseren Almen allgegenwärtig. Mit viel Aufwand, Mühe und tagtäglicher Arbeit pflegen Almhalter und Almhalterinnen, Hirten und Hirtinnen das ihnen anvertraute Weidevieh. Regelmäßig wird die Gesundheit der Tiere und ihr Bestand kontrolliert. Ihre Klauen und Euter werden gepflegt. Sie werden auf frische Almwiesen mit saftigen Kräutern geführt und mit frischem Wasser sowie Salz versorgt.
Ein besonderes Beispiel wie stark Alminger mit ihrem Almvieh verbunden sind und es pflegen, kommt aus der Steiermark. Dort oberhalb von Wald am Schoberpass zwischen Ennstaler und Seckauer Alpen kümmerten sich Julia Zotter und Patrick Roth auf der Beisteineralm im Almsommer 2023 hingebungsvoll um eine verletzte Kalbin, um ihr Leben zu retten.
Der nachfolgende Text stammt Rudolf Grabner, Geschäftsführer vom Steirischen Almwirtschaftsverein.
Junge Kalbin „Rapunzel“ 25 Meter abgestürzt
Auf der Beisteineralm im Raum Wald am Schoberpass ereignete sich im Sommer ein Unfall, bei dem die etwa zweijährige Kalbin „Rapunzel” ca. 25 Meter im steilen Gelände abgestürzt ist. Die Bewirtschafterfamilie Jansenberger stand mit ihren Halterleute vor einer schwierigen Entscheidung. „Außer ein paar Schrammen war äußerlich nichts zu bemerken, aber bei genauerer Untersuchung wurde dann festgestellt, dass sie sich alle vorderen Zähne ausgeschlagen hat und in der Gaumendecke ein Loch war“, berichtet Heinz Jansenberger.
Nach Rücksprachen mit dem Tierarzt seien die Behandlungsmöglichkeiten und Zukunftsaussichten abgeklärt worden. „Die erste Variante wäre das Nottöten der Kalbin gewesen. Die zweite Variante war, dass die Kalbin eine besonders intensive Betreuung erhalten sollte, wobei regelmäßig kleine Futterbüschel in den Schlund geschoben werden.“ Nur durch diese aufwendige Pflege könnte die Pansentätigkeit erhalten und Kalbin „Rapunzel“ am Leben bleiben. „Unsere beiden Halter haben sich für die zweite Variante entschieden und haben diese spezielle Tierbetreuung konsequent durchgeführt.“
Bis zu 10 Mal am Tag verletzte Kalbin gefüttert
Über zwei Wochen haben Julia Zotter und Patrick Roth regelmäßig und „das mindestens 8 – 10 Mal am Tag“ der Kalbin das Futter gegeben. Schließlich habe „Rapunzel“ wieder Kraftfutter aufgenommen. „Von da an ging es bergauf.“ Inzwischen ist die Kalbin wieder am Heimbetrieb zurück. Sie frisst mit den kleinen Kälbern mit, reißt mit der Zunge das Gras ab und habe laut der steirischen Bauernfamilie das Ärgste überstanden.
Familie Jansenberger zeigt sich dankbar und gerührt von der hingebungsvollen Pflege. „Neben dem finanziellen Aspekt zählt vielmehr der emotionelle Aspekt. Unsere Halter kommen nicht aus der Landwirtschaft, sind beide im medizinischen Bereich tätig und haben ohne Vorbehalt diese außergewöhnliche Tat vollbracht – und dafür haben sie unsere volle Hochachtung und Dankbarkeit.“
Nachdem Familie Jansenberger den Steirischen Almwirtschaftsverein über diese vorbildliche Haltertätigkeit informiert hat, wurde den beiden jungen Halterleuten Julia Zotter aus Bad Gleichenberg und Patrick Roth aus Stuttgart eine Ehrenurkunde zugesprochen. Der Steirische Almwirtschaftsverein bedankt sich bei den jungen Halterleuten.
Bildrechte: Rudolf Grabner
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